Blogger und Verlage sollten sich besser vernetzen, um Bücher im Internet publik zu machen, so die Gründer des Projekts „Blogg dein Buch“. Ihre Idee: Verlage schicken Bloggern kostenlose Rezensionsexemplare. Die Blogger besprechen diese Bücher als Gegenleistung auf ihrer Internetseite. Über die Plattform werden alle Blogger und Verlage gebündelt. „Blogg dein Buch“ ging vor etwa einen Monat online, inzwischen haben sich bereits über 90 Blogger sowie fünf Verlage registriert. Sein Konzept erläutert Mitgründer Cao Hung Nguyen (Foto) im Interview mit buchreport.de.
Gibt es im Internet nicht schon genug Informationen über Bücher?
Das Internet wird von einer Informationswelle überschwemmt. Genau das ist der Grund, warum wir „Blogg dein Buch“ ins Leben gerufen haben. Die Kunden müssen diese Massen an Informationen bewältigen. Die Anzahl der Bucherscheinungen pro Jahr steigt rapide, gemeinsam mit dem vorhandenen Fundus an Büchern ist der Leser schlichtweg überfordert mit der Frage, was er lesen soll. An dieser Stelle gewinnt das Social Media Marketing an Bedeutung. Virales oder Empfehlungsmarketing wirkt wie ein Informationsfilter für den Kunden. Ich lese, was mir meine Freunde empfehlen.
… wie bei Facebook.
Schon. Doch im Gegensatz zu Facebook, wo ein „Gefällt mir“ schnell geklickt wird und die Kaufmotivation entsprechend niedrig ist, hat ein Blog viel mehr Überzeugungspotenzial und eine höhere Aufmerksamkeit. Blogger sind untereinander stark vernetzt. Sie haben einen stärkeren Einfluss auf die Leser über eigene „Fans“. In Fans von Bücherblogs oder allgemeinen Rezensionsblogs schlummert immer eine Kaufmotivation.Wenn mein Lieblingsblog was empfiehlt, dann kann ich mir sicher sein, dass es gut ist. Zudem ist „Blogg dein Buch“ nachhaltig: Der Rezensionsbeitrag bleibt immer im Netz und verbessert die Auffindbarkeit bei Google. Vorteilhaft ist auch, dass die Blogger ihre Rezensionen auch auf Plattformen wie Amazon und Lovelybooks einstellen.
Wie stellen Sie sicher, dass die Blogger ihr Gratis-Buch nicht mittels weniger Sätze abspeisen?
Die Blogger werden von uns ausgewählt, es findet also eine Art Vorprüfung statt. Wird die Bedingung von mindestens 250 Wörtern bei den Rezensionen nicht eingehalten, wird der Blog nicht aufgenommen. Außerdem haben wir ein überzeugendes Anreizsystem. Der Blogger bekommt nicht nur ein Gratis-Buch, sondern er wird auch verlinkt und in unserem Netzwerk aufgenommen. Wir werden außerdem noch ein Ranking einfügen. Wenn ein Blog bei uns gelistet ist, kann der Verlag von hoher Qualität ausgehen. Dieses Kontrollsystem erspart dem Verlag eine ganze Menge Arbeit und Frust.
Bloggerin Simone Finkenwirth sagte kürzlich gegenüber buchreport, dass viele Verlage die Relevanz der Blogger noch nicht erkannt haben. Zielen Verlage zu sehr auf traditionelle Besprechungen der Feuilletonisten ab?
Das kann ich nur bestätigen. Wir wissen ja inzwischen alle, dass Bücher vermehrt online gekauft werden, doch im Netz sind Informationen sehr flüchtig. Die Print-Medien hinken vor allem in der Aktualität hinterher. Langfristig gesehen, werden Verleger umdenken müssen und dort kommunizieren, wo der Kunde ist. Nur einen Kanal zu besetzen, rentiert sich nicht. Bücher sollten sowohl über Offline- als auch über Online-Kanäle kommuniziert werden.
Müssen beliebte Verlage jetzt mit einer Flut von Blogger-Anfragen rechnen, die Bücher kostenlos lesen wollen?
Damit ist zu rechnen. Wir wollen daher ein „Belohnungs-System“ einzubauen. Bücher der „beliebten“ Verlage werden erst freigeschaltet, wenn der Blogger bereits eine gewisse Anzahl an Rezensionen geschrieben hat. Die Bücher von den weniger bekannten Verlagen werden eher freigeschaltet und somit auch gelesen. Die großen Verlage bekommen sozusagen die „fleißigsten“ Blogger.
Die Verlage können angeben, wie viele Rezensionsexemplare sie bereitstellen wollen und wir schicken ihnen die Liste der Blogger, die sich auf das Buch „beworben“ haben. Übersteigt die Anzahl der Bewerber der vorhanden Rezensionsexemplare, können die Verlage entscheiden, welchen Blogger sie nehmen wollen. Unser Projekt hat das Potenzial, sich zu einer riesigen Blog-Gemeinschaft zu entwickeln, die mit einer Stimme spricht.
Die Fragen stellte Lucy Kivelip.
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