Zum Monatsende geht der langjährige Lehmanns-Geschäftsführer Manfred Hahn in den Ruhestand.
Im buchreport-Interview spricht Hahn über die Herausforderungen des allgemeinen Sortiments und des Fachbuchhandels.Was war während Ihrer Karriere die gravierendste Entwicklung im Fachbuchhandel?
Eindeutig das Internet mit allen Weiterungen, die besonders den Fachbuchhandel in den vergangenen zehn Jahren stark verändert haben. Angefangen bei den Verkäufen über Online-Shops bis zur Digitalisierung der Inhalte mit Download-Optionen. Diese Entwicklung wird sich noch intensivieren.
Macht es immer weniger Spaß?
Die Herausforderungen haben immer Spaß gemacht, auch wenn die Schwierigkeiten und Ergebnisse nicht immer zum Jubeln sind…
…und nach der Expansionsphase die Erkenntnis wächst, der Zenit ist überschritten.
Ich sehe nicht, dass für Lehmanns der Zenit überschritten ist. Wir erleben zwar einen grundlegenden Strukturwandel, haben aber die Voraussetzungen geschaffen, gestärkt daraus hervorzugehen und mit meinem Kollegen Detlef Büttner den richtigen Mann, die schwierigen Herausforderungen zu meistern. Der Sortiments- oder auch der spezialisiertere Fachbuchhandel werden nicht verschwinden. Es wird in stärkerem Maße als bisher ein Dienstleistungsgeschäft sein, mit dem man seine Wettbewerbsfähigkeit im Markt beweisen muss.
Was bleibt vom Ladengeschäft?
Es wird mit dem Rückgang des Barverkaufs eine geringere Rolle spielen zugunsten anderer Vertriebsformen. Womöglich können die Spezialisten aber auch vom Rückbau der Fachbuchabteilungen im Allgemeinsortiment profitieren.
An drei Standorten haben Sie die Gelegenheit ergriffen, mit großen Flächen ins Allgemeinsortiment zu expandieren. Ein Fehler?
Wenn Überlegungen aufgrund des Faktors Zeit nicht so aufgehen wie geplant, würde ich nicht von einem Fehler sprechen. Wir haben die Entscheidung vor sieben Jahren nach den damaligen Gegebenheiten getroffen, als die Branchentendenz eine andere war. Die starke Umsatzrückentwicklung hat sich erst in den letzten beiden Jahren eingestellt, insofern haben wir uns nichts vorzuwerfen. Heute macht man sich in der gesamten Branche viele Gedanken über zu viel Fläche. Da unterscheiden wir uns nicht von anderen, allerdings investieren wir jetzt wieder stärker in unsere Position als Fachinformationsanbieter und Dienstleister.
Was geben Sie der Branche zum Abschied mit auf den Weg?
Ich wünsche mir von den Verlagen, dass sie nicht fortfahren, den Handel von Verkaufsaktivitäten auszuschließen, sondern ihn weiter als Partner zu begreifen, der ihnen viele Kunden erst zuführt.
Die Fragen stellte Thomas Wilking
Kommentar hinterlassen zu "Alle denken über die Fläche nach"