Der Literaturkritiker und Sachbuchautor Jörg Magenau hat ein Buch über „Bestseller“ (Hoffmann und Campe) geschrieben. In der „Literarischen Welt“ (Ausgabe vom 17.2., online nur hinter der Bezahlschranke) gibt er in einem Gastbeitrag einen Vorgeschmack darauf, was den Leser erwartet. Die „FAS“ (Ausg. v. 18.2.) hat ihn ebenfalls interviewt.
Im „Welt“-Artikel schlägt Magenau einen eher akademischen Ton an: Nach einer Begriffsklärung, warum es eigentlich nicht mehrere Bestseller geben darf (weil der Superlativ „am besten“ eine Vergleichsgröße ist), folgen weitere mehr oder weniger überraschende Erkenntnisse zum Thema, mit Bezügen zu Wikipedia und zur Forschungsliteratur. Magenau hat aber auch Verlage nach der Bedeutung von Bestsellerlisten befragt: „Die Liste ist ein Segen, sobald man einen Selbstläufer darauf stehen hat. Sie ist ein Fluch, wenn man nicht hinein kommt. Wir alle gieren danach, auf die Liste zu kommen“, zitiert er einen Verlagsmitarbeiter.
Weiter rekapituliert er die Geschichte der „Bestsellerlisten“, die ihren Ursprung in den USA hatten. Interessant ist der Hinweis, dass die „Literarische Welt“ ab 1927 in unregelmäßigen Abständen eine Bestsellerliste publizierte, damals mit Hermann Hesses „Steppenwolf“ auf Platz 1. „Die Sache war umstritten, selbst das Branchenmagazin ‚Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel‘ sah darin ‚eine weitere Verengung und Verflachung des geistigen Lebens‘, sodass die ‚Literarische Welt‘ ihr Projekt ein Jahr später wieder aufgab“, berichtet er.
Im Interview mit der „FAS“ gibt Magenau Einblicke in die Entstehungsgeschichte seines Buches und sein eigenes Verhältnis zu den Bestsellerlisten: „Auf Bestseller hatte ich – wie sehr viele, gerade auch professionelle Leser – ein bisschen arrogant heruntergeguckt und vorzugsweise das gelesen, was nicht auf der Beststellerliste stand: Ich dachte, das kann ja eh nur Schrott sein. Insofern war ich überrascht, wie viele interessante Dinge man da doch findet, sowohl in der Literatur- als auch in der Sachbuch-Bestsellerliste. Zum ersten Mal gelesen habe ich, was außer mir vielleicht schon alle gelesen hatten, Hape Kerkelings ‚Ich bin dann mal weg‘ oder ‚Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?‘ von Richard David Precht. Das sind Bücher, über die man viel sagen kann, die sicher auch ihre Mängel haben, aber auch sehr anregend sind.“
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