Wenn sich Marktmacht, Umsatz und Kostenverteilung nicht durch eigene Kraft und Expansion generieren lassen, bleiben nur Allianzen: Im mittelständischen Handel sind Schulterschlüsse eine selbstverständliche Antwort auf wirtschaftlichen Druck. Im Revier der Buchbranche gelten eigene Regeln: Von den rund 2000 bis 2500 Sortimenten ohne Anbindung an eine Kette sind bislang lediglich 700 in buchhändlerischen Verbünden organisiert. „In kaum einer anderen Branche gibt es eine niedrigere Kooperationsrate“, musste Börsenvereins-Vorstandsmitglied Stephan Jaenicke in Leipzig konstatieren.
Der verbunderfahrene Detmolder Buchhändler (eBuch-Mitglied und vorübergehend in der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen), hatte auf der Buchmesse gemeinsam mit dem Sortimenter-Ausschuss erstmals zum „Forum Kooperationen im Buchhandel“ eingeladen. Mit den anwesenden Vertretern von acht Verbünden fand er sich in der Rolle des Predigers in der Wüste: Die teilnehmenden Buchhändler hätten bequem unter einer Palme Platz gefunden. Die teure Reise nach Sachsen, eine Kraft weniger im Laden – wahrscheinlich haben diese Faktoren mit dafür gesorgt, dass der Vorstoß des Börsenvereins ins Leere lief.
Es gibt aber keinen Anlass, grundsätzlich von der Botschaft abzufallen:
Kleinere und mittlere Buchhandlungen werden beim Einkauf oder im Marketing kooperieren müssen, wenn sie in Konfrontation mit den Konzentrationsprozessen und im Konkurrenzkampf überleben wollen. Eine Erkenntnis wurde in
Leipzig auch ohne großes Plenum untermauert: Der Gedanke der großen Al-
lianz der Allianzen bleibt eine Vision, denn die unterschiedlichen Ansätze der
existierenden Verbünde sind fast ebenso heterogen wie die ganze Buchbranche.
Kommentar hinterlassen zu "Alles Einzelkämpfer?"