Das seit Herbst 2009 vereinzelt getestete neue Konzept für die Club-Filialen hat sich offenbar bewährt: Die Club-Mutter DirectGroup Germany öffnet flächendeckend ihre Filialen in Richtung Handel und bietet das bisherige Vorteils-Sortiment auch Nicht-Club-Mitgliedern an.
- Zum 1. Juli werden alle 226 Filialen des Unternehmens ihre Produkte an alle Kunden verkaufen – bisher war der Kundenkreis auf Mitglieder beschränkt.
- Die 226 Filialen setzen sich aus 166 Club-Standorte und 60 Zeilenreich-Läden zusammen – unter den 60 Zeilenreich-Standorten sind 53 Club-Filialen, die umgewidmet werden. Die Qualität der Lauflage entscheide, unter welchem Logo die Filialen künftig erscheinen, heißt es nach Rückfrage von buchreport.de.
- Die Online-Shops (www.zeilenreich.de, www.derclub.de) sind schon ab dem 27. Juni für alle Kunden geöffnet.
Nach dem Motto „ein Buch, zwei Preise“ sollen in allen Filialen und Onlineshops der Marken Zeilenreich und Club die Kunden den gebundenen Buchhandels-Preis bezahlen, während die Kunden mit „Vorteilskarte“ bis zu 25% Rabatt auf rund 1500 Lizenztitel erhalten. Dazu führt die Bertelsmann-Tochter ein neues Bonus-System ein: Ob die Kunden künftig die Rabatte einstreichen können, soll nicht, wie bisher, von der Dauer der Mitgliedschaft, sondern der Höhe der Einkäufe abhängen.
„Mit der Öffnung aller unserer Filialen gehen wir einen Schritt auf unsere Kunden zu: Laufkunden können künftig ohne Mühe und ohne Verpflichtung bei uns einkaufen. Und wer sparen möchte, erhält als Kunde mit unserer Vorteilskarte bis zu 25 Prozent Rabatt“, erklärt Bernd Schröder, Geschäftsführer der DirectGroup Germany, in einer Pressemitteilung.
Die Direct Group steuerte nach einigen Verkäufen in den vergangenen Jahren (aktuell wird das französische Geschäft abgestoßen) im vergangenen Jahr nur noch rund 6% zum Gesamtumsatz von Bertelsmann bei. 2010 sanken die Erlöse um fast 15% auf 1,07 Mrd Euro.Nach dem Verkauf der Direct Group France dürfte der Umsatz unter 500 Mio Euro liegen.
Trotz der rückläufigen Umsätze will Bertelsmann am deutschen Club festhalten. Fernando Carro, Chef der Direct Group, erklärte zuletzt gegenüber buchreport.de, man habe sich aus den Ländern verabschiedet, wo es bessere Eigentümer gegeben habe – mit Vorteilen für Mitarbeiter und Aktionäre. Dieses Ziel sei in Deutschland nicht zu erfüllen, weshalb man am deutschen Club festhalten werde (hier mehr zum Club-Geschäft).
Es ist immer wieder schön, wenn ein Verlagskonzern bisher ungeschriebene Branchenregeln bricht. Heißt das doch schlussendlich, Bertelsmann betreibt in Zukunft seine eigenen Buchläden. Da hat man dann endlich alle Verwertungen in einem Haus, und der betagte Club verkommt zum Rabattverein und das gleich mit über 200 Standorten, wo bleibt da der sooft gelobte, engagierte Sortimenter? Und wie glaubhaft kann man damit die Buchpreisbindung eigentlich noch darstellen?