Debatte über Streaming-Modelle beim Publishers Forum
Allzu Teuflisches
Streaming, gut oder böse? Auf dem Podium diskutierten u.a. Peter Kraus vom Kleff (li.), Karla Paul (Mi.) und Birgit Hagmann (re.). Foto: Publishers Forum.
Ist Streaming des Teufels oder nicht? Nachdem Bastei Lübbe auf dem Publishers’ Forumdie eigenen Pläne für Oolipo präsentierte, entwickelte sich eine kontroverse Diskussion über die Netflixisierung der Buchbranche – ein Trend, der allmählich aus der Musik- und Filmbranche in die Buchbranche schwappt.
Die Bandbreite der Meinungen reichte von Lübbe-Vorstand Klaus Kluge(„4 Mio Euro fürs Streaming-Portal“) bis Rowohlt-Geschäftsführer Peter Kraus vom Kleff, der seine Skepsis mit der Entwertung der Buchstoffe begründete: Einerseits versuchten die Verlage, die Preise für Bücher zu erhöhen, andererseits seien die Flatrates viel zu günstig, und am Ende bleibe für die Verlage und Autoren kaum etwas übrig. Vom Kleff beschwor die Hermetik von Büchern, auf die sich die Verlage besinnen sollten.
Mit Birgit Hagmann, Geschäftsleitung Tolino Media, saß diejenige auf der Bühne, die vor ihrem Wechsel zu Tolino die Amazon-Flatrate Kindle Unlimited maßgeblich aufbaute. Hagmann erklärte, dass man sich auch bei Tolino mit dem Thema Streaming beschäftige – ohne sich als glühende Flatrate-Verfechterin zu erkennen zu geben.
Im Video ist die Diskussion ab Minute 21.30 zu sehen.
Karla Paul, die bei Edel die Digitalverlage leitet, zeigte sich zwar besorgt, dass Autoren (wie auch Musiker bei Spotify) bei Flatrates wenig verdienten, stellt dennoch Titel testweise zur Verfügung, damit ihre Autoren eine größere Reichweite erhalten.
Die große Selfpublishing-Teufelei?
Moderator Joerg Pfuhl sprach einen weiteren vermeintlichen „Teufel“ der Branche an, Selfpublishing. Beim Versuch der Verlage, den Trend für sich zu nutzen, herrscht jedoch, so der Eindruck vom Podium, eher Ernüchterung als Jubel vor. Lübbe-Chef Kluge verriet, dass es bislang kaum gelungen sei, Autoren der zugekauften Bookrix-Plattform erfolgreich ins herkömmliche Lübbe-Programm zu lotsen. Die Lektoren freuten sich nicht gerade über den Selfpublisher-Zuwachs, weil sie genügend gute Stoffe hätten. Gleichwohl könnten Verlage durch die Beobachtung der Selfpublishing-Entwicklungen viel lernen, so Kluge.
Uni sono meinte Peter Kraus vom Kleff, dass die Selfpublishing-Schwestern bei Holtzbrinck (Epubli und Neobooks) „herrlich sind fürs Scouting“. Dennoch sei grundsätzlich stärkere Selektion statt Programm-Opulenz angesagt: Weil Zeit ein zunehmend knappes Gut der Leser sei, müssten Verlage noch stärker „Nein“ sagen; Rowohlt habe heute nur noch die Hälfte der Novitäten von vor zehn Jahren, erziele aber denselben Umsatz.
Fazit? Am Ende räumte Lübbe-Stratege Kluge (Foto unten, Publishers Forum) ein, dass die Neuerungen im Verlag durchaus zu einer „Zerreißprobe“ im Verlag führten, aber alternativlos seien. „Was wir neu machen, machen wir andere Leute, die sitzen nicht bei uns im Verlag. Wenn wir das aber nicht täten, dann hätten wir ein Problem.“
Es ist schon interessant, dass die Branche sich bis heute immer und immer wieder mit denselben Themen beschäftigen kann und immer abstrusere Argumente sucht – damit sich möglichst nichts ändert. „Die Hermetik der Bücher“ – darauf muss man erstmal kommen… Wie das der Leser da draußen sieht, bleibt für Verlage uninteressant. Wie sich der globale digitale Markt entwickelt, unwichtig. Dass Menschen immer mehr lesen, aber immer weniger Inhalte aus klassischen Verlagen, einfach nicht hinterfragen. Dass die Zeitungsverlage ihre Erlösmodelle verlieren, kein Grund sich dem Thema Disruption der klassischen Erlösmodelle anzunehmen. Es wird versucht etwas zu steuern, obwohl es für Verlage kaum noch etwas zu steuern gibt. Einfach mal ergebnisoffen diskutieren, klare Aussagen formulieren? Vor lauter Rücksichtnehmen schon lange nicht mehr möglich. Aber vielleicht interessiert den ein oder anderen ja dieser Artikel: http://meedia.de/2016/04/29/we…
Es ist schon interessant, dass die Branche sich bis heute immer und immer wieder mit denselben Themen beschäftigen kann und immer abstrusere Argumente sucht – damit sich möglichst nichts ändert. „Die Hermetik der Bücher“ – darauf muss man erstmal kommen… Wie das der Leser da draußen sieht, bleibt für Verlage uninteressant. Wie sich der globale digitale Markt entwickelt, unwichtig. Dass Menschen immer mehr lesen, aber immer weniger Inhalte aus klassischen Verlagen, einfach nicht hinterfragen. Dass die Zeitungsverlage ihre Erlösmodelle verlieren, kein Grund sich dem Thema Disruption der klassischen Erlösmodelle anzunehmen. Es wird versucht etwas zu steuern, obwohl es für Verlage kaum noch etwas zu steuern gibt. Einfach mal ergebnisoffen diskutieren, klare Aussagen formulieren? Vor lauter Rücksichtnehmen schon lange nicht mehr möglich. Aber vielleicht interessiert den ein oder anderen ja dieser Artikel:
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