Mit einem Kalender-Verlag für Selfpublisher reiht sich die Cornelsen Bildungsgruppe in die Riege der Selfpublishing-Anbieter ein. Über „Calvendo“ können Fotografen, Künstler und Autoren Kalender und Posterbücher nicht nur gestalten und (on demand) drucken lassen, sondern auch im Buchhandel vertreiben. Das Konzept erläutert Geschäftsführer Hans-Joachim Jauch (Foto) im buchreport-Startup-Check.
Ihr Konzept in 3 Sätzen:
Ein Satz reicht: Calvendo ist die führende Web-Plattform, die es talentierten, kreativ Schaffenden ermöglicht, Bildmotive und Texte in qualitativ ansprechender, digital gedruckter Form on- und offline als Kalender und Posterbücher zu veröffentlichen und zu vermarkten, um damit Geld zu verdienen und Anerkennung zu erhalten.
Ihr Einstieg in die Branche:
Mein Vater besaß unter anderem einen kleinen Verlag für Reise- und Gastroführer. Dieses Unternehmen hat er verkauft, noch bevor ich es hätte ruinieren können. Aber mein Interesse an der schwarzen Kunst und der Verlegerei war geweckt. Ich habe daraufhin in den 1980er Jahren an der Hochschule der Medien Verlagswirtschaft studiert und dann beim Georg Thieme Verlag begonnen.
Ihre erste morgendliche Tat im Büro:
Der Blick auf die Verkaufszahlen, die neuen Kreationen und Werke sowie die Visits unserer Webseite.
Ihr letztes Telefonat:
Ein Anruf bei Petrus, mit der Bitte um Verlängerung der weltlichen Aufenthaltsfrist.
Ihr Geheimtipp für Existenzgründer:
Alles was man wissen muss, steht in Büchern, Zeitschriften sowie im Internet. Wer viel liest, verschafft sich Second-Hand-Erfahrungen, die er in praktische Vorteile ummünzen kann.
Ihre größten Stolpersteine:
Unzeitgemäße Branchenweisheiten und Verlagsroutinen. Wir alle müssen akzeptieren, dass geübte Verfahrensweisen vielleicht nicht mehr optimal sind.
Ihr peinlichster Tweet oder Facebook-Post:
Bisher war mir nichts peinlich. Was kümmert mich das Gerede von gestern?
Was Google von Ihnen besser nicht wüsste:
Meine private Telefonnummer. Es gibt Autoren, die keine Grenzen kennen.
Ihr Unternehmen in 5 Jahren:
Calvendo als profitables, internationales Unternehmen hat keine Kunden, sondern viele Fans, die über unseren Workflow aus eigenen Bits wertvolle und verkäufliche Atome machen.
- Dirk Paulsen, wesText
- André Hille, Snippy
- Claus Beling, Storyteam
- Thorsten Schreiber, Zeilenwert
- Andreas Von Gunten, buch & netz
- Friederike Zöllner, Buchlokal
- Selma Wels und Inci Bürhaniye, Binooki
- Andreas Stammnitz, Gründer von Puzzlemap
- Michael Dreusicke, Gründer von Paux
- Ulf Behrmann, Verleger des Jesbin Buchverlags
- Andreas Köglowitz, Verleger des Unsichtbar Verlags
- Klaus Schwope, Inhaber und Kreativdirektor von Nutcracker
- Rainer Groothuis, Verleger der Groothuis, Lohfert Verlagsgesellschaft
- Uta Grosenick, Verlegerin von Distanz
- Sewastos Sampsounis, Verleger des Verlags Grössenwahn
- Reginald Grünenberg, Mitgründer von Smart Media Technologies
- Andre Schober, Gründer von Druckfrisches.de
- Michael Romer, Mitgründer von Liviato
- Peter Köbel, Gründer von Michason & May
- Peter Graf, Walde + Graf
- Cao Hung Nguyen, Mitgründer von Epidu
- Karl-Friedrich Pommerenke, Geschäftsführer von triboox.de
- Alexander Schug, Vergangenheitsverlag
Dieses Interview gibt zu denken
Jauch: Mein Vater besaß unter anderem einen kleinen Verlag für Reise- und Gastroführer. Dieses Unternehmen hat er verkauft, noch bevor ich es hätte ruinieren können.
Kommentar: Ob der Vater schon Schlimmes ahnte?
Jauch:Unzeitgemäße Branchenweisheiten und Verlagsroutinen. Wir alle müssen akzeptieren, dass geübte Verfahrensweisen vielleicht nicht mehr optimal sind.
Kommentar: Die Zukunft und die Verkaufszahlen werden zeigen, wie optimal und erfolgreich das Projekt Calvendo sein wird.
Jauch: Bisher war mir nichts peinlich. Was kümmert mich das Gerede von gestern?
Kommentar: Immer häufiger bekommt man den Eindruck, dass Politiker und Bankmanager ebenfalls diese Denke vertreten und danach handeln. Doch diese versuchen zumeist anfangs noch den guten Schein zu wahren. Herr Jauch outet sich schon hier und jetzt.
Vielleicht hätte er stattdessen besser darauf achten sollen, dass man neue Kunden nicht durch Masse, sondern durch Klasse gewinnt. Bis auf wenige inovative Ideen und hochwertige Ausführung von einigen Künstlern, überzeugen mich die tausende von Kalender und Posterbücher nicht wirklich. Wer für einen kleinen DINA 4 Kalender über 19.-€ verlangt, der sollte zumindest mehr bieten, als die Konkurrenz, die vielleicht nicht jedes Thema aufgreift, aber durchaus hervorragende Qualität vorweisen kann. (Oder-das gibt es natürlich auch: Mit Dumpingpreisen Kunden gewinnt) Ausserdem verschweigt Herr Jauch, dass Calvendo durchaus nicht nur eine Plattform für Autoren im en demand Verfahren ist, sondern unzählige Produkte im Eigenverlag produziert hat.
Trotzdem wünsche ich den Autoren, die qualitativ hochwertige neue Arbeiten vorstellen viel Glück, und dass sie eine Chance bekommen in diesem Überangebot überhaupt noch gefunden zu werden.
Ob Ende 2013 das Calvendo Projekt Nr. 10.000 erscheinen wird?
Ich bin gespannt.