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Am Anfang eines 25-jährigen Zyklus

Die Digitalisierung der Buchbranche führt bei Verlagen und Buchhandlungen zu Turbulenzen, weil die alten Strukturen unterspült werden. Diejenigen, die den Wandel in den vergangenen Jahren beschleunigt, wenn nicht ausgelöst haben, treten aktuell – trotz des scharfen Wettbewerbs (von Beratern als „Krieg der Plattformen“ bezeichnet) – auffällig gelassen auf. Eindrücke vom CEO-Panel, das buchreport gemeinsam mit dem Unternehmensberater und buchreport-Korrespondenten Rüdiger Wischenbart den internationalen Branchenzeitschriften „Livres Hebdo“, „Publishers Weekly“, „Bookseller“ und „PublishNews Brazil“ organisiert hat.

Rund 140 Zuschauer verfolgten die Diskussion über die Veränderungen der Buchbranche im Zuge des E-Book-Booms. Auf dem Podium saßen (v.re.) Santiago de la Mora (bei Google verantwortlich für die Verlagspartnerschaften des Konzerns in Europa, Mittlerem Osten und Afrika), Jamie Iannone (steuert das Digitalgeschäft bei Barnes & Noble), Michael Serbinis, CEO von Kobo, Wischenbart, Elodie Perthuisot (Bücher-Chefin der Fnac) sowie Venkat Valliappan, Buch-Chef beim indischen Onlinehändler Indiaplaza. Rechts auf dem Bild zu sehen: buchreport-Chefredakteur Thomas Wilking.
Während besonders die Vertreter von Google und Barnes & Noble weitestgehend auf branchenpolitische Einschätzungen sowie strategische Ausblicke verzichteten, war es Serbinis, der sich offen zu seinen Perspektiven äußerte. Sein zentrales Statement: Kobo & Co. stünden am Anfang eines 25-jährigen Zyklus, entsprechend langfristig müssten die Unternehmensziele ausgerichtet werden. 

Der E-Book-Markt, so der Kobo-Chef, entwickele sich zu einem „gesunden Geschäft“, Preisschlachten wie aktuell in Großbritannien von Sony und Amazon ausgefochten, seien kurzfristige Entwicklungen: „Langfristig wird es kein Rasen entgegen der Null, sondern in Richtung der Qualität geben.“ Doch auch Serbinis geht davon aus, dass es zu einer Konsolidierung im Markt kommt, dies sei „Teil des Programms“. Der Kanadier ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen den Konzentrationskurs meistern wird:

  • Kobo sei von Beginn an international aufgestellt, 
  • verkaufe aktuell E-Books in 192 Länder, 
  • lokalisierte Online-Shops unterhalte die Tochter des japanischen E-Commerce-Riesen Rakuten in 12 Ländern, 
  • und durch die Kooperation mit Buchhandlungen weltweit seien die eigene Geräte in 20.000 Geschäften verfügbar.
Welche Geräte setzen sich durch?

Unterschiedliche Akzente setzten die Podiums-Teilnehmer in der Frage, welche Geräte sich am Ende durchsetzen werden. Die Fnac-Bücherchefin Perthuisot vertritt die (Mainstream-Branchen-)Meinung, dass die Vielleser um E-Reader greifen und die Gelegentlich-Leser das Tablet bevorzugen. Uni sono versicherte Kobo-Chef Serbinis, dass zumindest „in den kommenden zwei Jahren kein E-Reader-Tod“ drohe – Kobo verzeichne weiterhin dreistellige Umsatzzuwächse bei den klassischen E-Book-Lesegeräten. Google-Manager de la Mora verwies – nicht ganz uneigennützig, da Google mit dem Betriebssystem Android Erfolge feiert – auf das riesige Potenzial von Smartphones als Lesegeräte. Aktuell seien weltweit über 1 Mrd Smartphones auf dem Markt. Potenzial für Tablets sieht der Inder Valliappan im Bildungsbereich. Er verwies auf eine Initiative der indischen Regierung, die jeden Schüler mit einem 40-Dollar-Gerät ausstatten will.

Wie sich das Geschäft des Buchhandels verändert, brachte die Fnac-Bücherchefin Perthuisot auf den Punkt: „Der traditionelle Buchhandel existiert nicht mehr, es gibt stattdessen ein Bücher-Ökosystem, in dem Kunden rund um die Uhr einkaufen können.“ Sie sei zuversichtlich, dass die eigenen Digital-Aktivitäten (in Kooperation mit Kobo) das stationäre Geschäft nicht kannibalisierten, stattdessen würde neue Zielgruppen erschlossen.

Kommentare

2 Kommentare zu "Am Anfang eines 25-jährigen Zyklus"

  1. @Jürgen Schulze: Das ist ganz einfach: ohne empirische Zahlen diskutiert es sich „ungezwungener“. Das Geschwurbel von Politik, E-Book Beratern, Verbänden und Verlegern wäre schon längst vorbei, wenn sich der besagte Kreis mal mit dem Ist-Zustand des Markets beschäftigen würde, wobei auch ein Blick ins Ausland dabei helfen würde. Das tut man nicht und spekuliert lieber weiter. Das erinnert mich etwas an das Konzil von Nicäa wo es u.a. um die weltbewegende Frage ging, wieviel Engel auf einer Nadelspitze Platz finden. Fakten – Wie langweilig!

  2. Warum fragen die nicht mich? Ich habe 26 Bücher in den Top 100 von Google Play Books. Komisch…

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