Schon klar, Amazon ist der Todfeind des stationären Sortiments. Vor allem die kleineren Buchhändler müssen sich aber die Frage gefallen lassen: Tun wir wirklich alles, um Kunden an unser Geschäft zu binden?
Einige ernüchternde Stichproben beweisen das Gegenteil: Die Kundin steuert eine während der Mittagszeit geschlossene Buchhandlung vergeblich an – Öffnungszeiten waren im Internet leider nicht zu finden. Später vereitelt ein fehlendes EC-Lesegerät den Kauf eines 24 Euro teuren Buchs. Auch der so oft beschworene Service reicht oft nicht über die angemietete Ladenfläche hinaus: Ein Buch (gegen entsprechenden Aufpreis) als Geschenk verschicken zu lassen, sei nicht möglich wegen des Aufwands, in die Arbeitszeit einen Postgang zu integrieren.
Ist es Angst vor Investitionen, die sich vielleicht nicht unmittelbar auszahlen, fehlende Fantasie oder totale Verkennung der Situation? Sicher ist: Buchhändler, die nicht einmal die heute geltenden Mindestanforderungen eines Nahversorgers erfüllen und Servicewünsche ignorieren, helfen, die Umsatzschere zwischen dem rund um die Uhr dienstbereiten Online-Handel und dem stationären Sortiment zu vergrößern und beschädigen das Branchenimage.
Dabei gibt es genug Best-Practice-Beispiele, die als Vorbild dienen können: All jene Buchhändler/innen nämlich, die mit bemerkenswertem Aufwand ihren Off- und Online-Auftritt optimieren und miteinander verzahnen (Stichwort: Multichannel), mit Veranstaltungen locken und bestellte Bücher mitunter sogar kostenlos bis zur Haustür bringen.
Man mag die gewachsenen Anforderungen verteufeln oder sie als belebende Impulse begrüßen. Sicher ist: Darunter wird es wohl nicht mehr gehen, wenn unabhängige Buchhändler eine Zukunft haben wollen.
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