In der kommenden Woche stellen die deutschen Bonnier-Verlage (u.a. Ullstein, Piper, Carlsen und arsEdition) beim technischen Kopierschutz ihrer Ebooks vom Adobe-DRM auf digitale Wasserzeichen um.
CEO Christian Schumacher-Gebler erklärte zu den Hintergründen der Entscheidung: „Wir sind zuversichtlich, mit dieser kundenfreundlicheren Lösung das Urheberrecht unserer Autoren ebenso zuverlässig zu schützen wie bisher, zugleich für unsere digitalen Bücher noch mehr Leser zu gewinnen sowie alle Marktteilnehmer optimal zu unterstützen.“
buchreport hat nachgehakt:
Gibt es einen bestimmten Anlass, diesen Schritt gerade jetzt zu gehen?
Wir sind seit langem im Gespräch mit unseren Autoren, Buchhändlern und Lesern und wollten es für alle Teilnehmer so angenehm wie möglich machen. Die technische Umstellung hat einige Wochen Zeit in Anspruch genommen und nun sind wir soweit. Insofern gibt es keinen konkreten Grund außer die bereits genannten.
Wie stehen die Autoren zum Wechsel zu weichem DRM?
Mit unseren Autoren und Agenturen haben wir im Vorfeld intensive Gespräche geführt und für diesen Schritt geworben. Eine große Mehrheit hat unsere Sichtweise geteilt und uns bei dieser Umstellung unterstützt. Wenn ein Autor jedoch auf dem harten Kopierschutz besteht, werden wir diesen Wunsch selbstverständlich respektieren und weiterhin das harte DRM anwenden. An dem intensiven Schutz unserer Autorenrechte hat sich nichts geändert. Wir wollen und werden alles dafür tun, dass illegaler Missbrauch unserer Verlagsrechte verhindert wird. Aber darum geht es bei der Unterscheidung zwischen weichem oder hartem Kopierschutz aus unserer Sicht nicht. Analysen belegen, dass das „harte DRM“ kein wirklich geeigneter Schutz ist, um illegale Downloads zu verhindern. Es schränkt jedoch zahlungswillige Leser im Nutzen der erworbenen E-Books ein.
Gibt es schon erste Rückmeldungen aus der Branche?
Die ersten Reaktionen sind sehr positiv.
Inwiefern lassen sich die Umstellung und die daraus resultierenden Vorteile gegenüber den Kunden kommunizieren?
Wir gehen davon aus, dass die Buchhändler beim Verkauf der Lesegeräte auf diese Veränderung hinweisen werden. Nach wie vor gibt es ja viele Verlage, die hartes DRM verwenden, insofern wird sich diese Erleichterung erst nach und nach entfalten.
Welche Relevanz haben die Entscheidungen der Verlage pro/contra Kopierschutz angesichts der ohnehin geschlossenen Systeme von Amazon und Apple überhaupt?
Die komplizierte DRM-Technik frustriert die Leser und schafft einen klaren Wettbewerbsnachteil etwa gegenüber Amazon. Mit dem Verzicht auf hartes DRM unterstützen wir alle Handelsteilnehmer gleichermaßen und schaffen etwaige Wettbewerbsbarrieren ab. Insbesondere der unabhängige Buchhandel kann seinen Kunden damit das Lesen von erworbenen E-Books deutlich erleichtern.
Sie erwähnen Ihre „intensiven Maßnahmen zur Entdeckung und Verfolgung von Urheberrechtsverstößen“ – was meinen Sie hiermit genau?
Wir arbeiten sowohl mit einem Notice-Takedown-Dienstleister, der GVU sowie mit Kanzleien zusammen.
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