Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht in diesem Jahr an den indischen Wirtschaftswissenschaftler, Philosophen und Nobelpreisträger Amartya Sen. Das gab heute Karin Schmidt-Friderichs bekannt, die als Börsenvereins-Vorsteherin zugleich Vorsitzende des Stiftungsrats ist, der den Preis vergibt.
In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Wir ehren mit Amartya Sen einen Philosophen, der sich als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzt und dessen Arbeiten zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Gesundheit heute so relevant sind wie nie zuvor. Sen hebt Solidarität und Verhandlungsbereitschaft als essentielle demokratische Tugenden hervor und beweist, dass Kulturen keine Quelle des Streits um Identitäten sein müssen. Mit dem ,Human Development Index‘, dem ,Capabilities Approach‘ und den ,Missing Women‘ hat er früh Konzepte vorgelegt, die bis heute hohe Maßstäbe für die Ermöglichung, Gewährleistung und Bewertung gleicher Chancen und menschenwürdiger Lebensbedingungen setzen.“
Amartya Kumar Sen, geboren am 3. November 1933, wuchs während der indischen Unabhängigkeitsbewegungen der 1940er Jahre und der Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems auf. Nach einem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Kalkutta und einer Promotion in Cambridge lehrte Sen seit den 1960er Jahren an zahlreichen Hochschulen, u.a. in Delhi, Stanford, Berkeley, Oxford und Cambridge. Seit 2004 ist er als Professor an der Harvard Universität tätig. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Amartya Sen zunächst durch die Weiterentwicklung der Sozialwahltheorie und seine Analysen der Vereinbarkeit von grundlegenden gesellschaftlichen Entscheidungen und individuellen Rechten. Darüber hinaus setzt sich der Wirtschaftsphilosoph, zu dessen Forschungsthemen auch Public Health und Gender Studies gehören, unermüdlich für Demokratie, Freiheit und globale Gerechtigkeit ein.
Für sein einflussreiches Wirken und seine in über 30 Sprachen übersetzten Bücher erhielt der Wirtschaftsphilosoph zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1998 den Nobelpreis für Wirtschaft, sowie über 100 Ehrendoktortitel.
Die Verleihung des Friedenspreises, der seit 1950 vergeben wird, findet in diesem Jahr am Sonntag, 18. Oktober, unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Gesundheitsbestimmungen in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live im Fernsehen übertragen.
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