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Amazon eröffnet digitale Bibliothek

Während sich die deutschen Verlage dem Verleih von E-Books zögerlich nähern, hat Amazon Tatsachen geschaffen. Der Onliner startet eine eigene E-Book-Bibliothek in Deutschland. Zwei große deutsche Verlage sind zum Start mit im Boot. Die Details:

  • Die „Kindle“-Leihbücherei soll im Laufe des Oktobers in Deutschland starten. Parallel bietet Amazon auch den E-Verleih in Großbritannien und Frankreich an. In den USA können Amazon bereits seit November 2011 E-Books ausleihen (hier mehr). 
  • Das Angebot können nur die „Prime“-Kunden von Amazon nutzen. Sie zahlen eine Jahresgebühr von 29 Euro. Bisher wurden den Premium-Kunden die kostenlose Lieferung von Produkten am nächsten Tag sowie reduzierte Gebühren für die Morning- und Evening-Express-Zustellungen angeboten. In den USA können Premium-Kunden auch Filme ausleihen.
  • Abgesehen von der Jahresgebühr kommen keine weiteren Kosten auf die Premium-Kunden zu. Sie können jeden Monat ein Kindle Buch gratis und ohne Rückgabefrist ausleihen. Wer ein neues E-Book ausleihen möchte, gibt das derzeit ausgeliehene E-Book vom Gerät aus wieder zurück.
  • Gelesen werden können die E-Books nur auf den hauseigenen Amazon-Geräten, den „Kindle“-E-Readern (einschließlich des in Kürze auch in Deutschland erhältlichen neuen „Kindle Paperwhite“ mit integriertem Leselicht) sowie dem Tablet „Kindle Fire“.
  • Wie bei jedem anderen Kindle E-Book werden Anmerkungen, markierte Passagen und Lesezeichen auch in geliehenen E-Books gespeichert, sodass die Kunden wieder darauf zugreifen können, wenn sie das E-Book zu einem späteren Zeitpunkt erwerben oder erneut ausleihen. 
  • Zum Start hat Amazon nach eigenen Angaben 8.500 deutschsprachige Titel im Portfolio. Zusammen mit dem fremdsprachigen Angebot bietet Amazon rund 200.000 E-Books an.
  • Das Angebot beschränkt sich vor allem auf die hauseigenen Amazon-Titel, aber auch zwei große deutsche Verlage sind mit im Boot: Bastei Lübbe mit dem neuen digitalen Serienroman „Cotton Reloaded“ und dtv mit Dora HeldtsBei Hitze ist es wenigstens nicht kalt“ (2011) und Rita FalksWinterkartoffelknödel: Ein Provinzkrimi“ (2010). 
  • Auch die sieben über „Pottermore“ angebotenen deutschen Harry Potter-Bände von J.K Rowling können ausgeliehen werden. 
  • Außerdem hat die Leihbücherei laut Amazon „tausende Titel“ vom  Selfpublishing-Autoren („Kindle Direct Publishing“) im Programm. Amazon wirbt damit, dass der kostenlose Verleih für Autoren eine attraktive Marketingmaßnahme sei: „Nachdem KDP Select im Dezember 2011 in den USA gestartet wurde, stiegen die Verkaufszahlen der Bücher, die Autoren und Verlage über das Programm anboten, noch schneller an als die anderer KDP-Titel. Darüber hinaus stiegen die Tantiemen der KDP Select Autoren und Verlage, die sich an der Kindle Leihbücherei beteiligten, durchschnittlich um weitere 26% an.“
„Einen Kindle zu besitzen, lohnt sich jetzt noch mehr“, lässt sich Amazon-Chef Jeff Bezos, in der Pressemeldung zitieren. In den USA sei das Programm „sehr erfolgreich gestartet“: „Kunden lesen mehr, während Autoren ein ganz neues Publikum erreichen und zudem eine neue Erlösquelle erschließen. “ 
Man darf gespannt sein, wie viele weitere Verlage ihre E-Books bei Amazon für den Verleih anbieten oder auf konkurrierende Angebote setzen. Diese könnten sich im Windschatten von Amazon deutlich besser etablieren, weil sich die Verlage jetzt mit dem Thema auseinandersetzen müssen – sie werden aber auch unter Zugzwang gesetzt. Die Wettbewerber von Amazon beim E-Verleih:
  • Die MVB testet seit Donnerstag (11.10.) den Verleih von Einzeltiteln über „Libreka“. In der ersten Testphase hat die Börsenvereins-Wirtschaftstochter nur 760 Titel in der eigenen E-Book-Bibliothek. Auch ein Flatrate-Modell ist in Planung, bisher aber erst einmal zurückgestellt worden (hier mehr).
  • PaperC bietet ein Subskriptionsmodell für Fachbücher an, bei dem Nutzer für eine monatliche Gebühr mehrere E-Books ausleihen können. Die Berliner wollen das Modell im Laufe der kommenden Woche launchen. Zum Start richtet sich das Angebot an IT-Fachkräfte, perspektivisch soll das Angebot auch auf andere Zielgruppen erweitert werden. Für 30 Euro im Monat können PaperC-Kunden auf etwa 15.000 Titel zurückgreifen.  
  • Vorreiter des Modells in Deutschland ist „Skoobe“, seit Februar unter Federführung der Bertelsmann-Töchter Arvato und Random House sowie der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck auf dem Markt: Bei Skoobe erwerben die Leser keine einzelnen E-Books, sondern werden Mitglieder einer mobilen Bibliothek (hier mehr). 
  • Auch Ciando bietet den E-Book-Verleih für Endkunden an.
  • Des Weiteren werden E-Books  in Deutschland über rund 500 Bibliotheken für den Verleih angeboten, zur Verfügung gestellt werden die Titel der „Onleihe“ über die Ekz-Tochter DiViBib
Der Verleih von E-Books ist auch auf der Frankfurter Buchmesse ein zentrales Thema: „Ich gehe davon aus, dass die Mietmodelle den E-Book-Verkauf künftig zu einem großen Teil ablösen werden, der E-Book-Verleih wird mindestens 50% des Marktes ausmachen“, hat Matthias Ulmer vom Stuttgarter Verlag Eugen Ulmer prophezeit. 

Noch hätten viele Verlage den Verleih von E-Books nicht auf dem Schirm oder zögerten, ihre Titel auch für den Verleih anzubieten. Es werde in naher Zukunft einen Endkunden-Anbieter geben, der das Verleihmodell perfekt anbiete und den Markt alleine kontrollieren werde (neben speziellen Anbietern für institutionelle Kunden). „Wenn wir jetzt nichts tun und einfach nur abwarten, dann wird dieser Anbieter wahrscheinlich Amazon sein“, so Ulmer. Es sei deshalb dringend an der Zeit, dass sich Verlage bei konkurrierenden Verleihmodellen engagieren und den Markt aktiv mitgestalten.

Mehr zum Thema im kommenden buchreport.express.

Kommentare

1 Kommentar zu "Amazon eröffnet digitale Bibliothek"

  1. Hallo,

    ich erlaube mir, in die­sem Zusam­men­hang auf meine Web­site http://kindle-neuerscheinungen… zu ver­wei­sen, auf der die Neu­er­schei­nun­gen für kindle nach Preis­klas­sen, Aus­leih­bar­keit und Gra­tis­books geglie­dert sind. Auf Wunsch ver­linke ich von dort gerne auch auf diesen Artikel (Mail genügt).

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