Die „Süddeutsche Zeitung“ widmet ihre Seite 3 in der heutigen Ausgabe (22. Oktober) dem Online-Händler Amazon. Redakteur Johannes Boie besuchte das neue Warenlager in Brieselang. Neben Amazon-Mitarbeitern kommt auch ein Verleger zu Wort. Ein Lesetipp.
Kiepenheuer & Witsch-Verleger Helge Malchow sei keiner, der die „alte Welt“ vertritt, wird er zitiert. Malchow warnt dennoch: „Amazon dominiert in Märkten jenseits Deutschlands zum Teil wie ein klassischer Monopolist. Bei uns verhindert das nur die Buchpreisbindung.“ Sie verhindere, dass man ohne künstliche Bremse erleben könne, wie der Konzern eine Branche ins Abseits stellt. So aber erlebten viele kleine Buchhandlungen ein sanftes Umsatzplus, weil Kunden aus Sympathie kämen.
Boie spricht für seinen Artikel auch mit Amazon-Mitarbeitern und einem potenziellen Marketplace-Händlern „Zwei Millionen Verkäufer haben sich dafür entschieden, bei Amazon Marketplace mitzumachen. Amazon ist zum Markt geworden. Alle anderen sind Marktteilnehmer geblieben“, schreibt der Autor. „Weil Amazon jeden Tag sieht, was ihre Kunden kaufen, was sie anschauen, was sie auf ihre Wunschlisten setzen, lernt Amazon, was sich Menschen wünschen. Wie sie leben und wie sie leben möchten. Wer sie sind. Das sind die Daten, die einst wertvoller sein werden, als der gut funktionierende Internethandel.“
Jetzt mal eine ganz andere Feststellung zu Amazon und den anderen Versandgroßhändlern: Wird da nicht langsam eine Bequemlichkeit der Menschen geradezu im großen Stil forciert und auch gepflegt?
Man braucht nicht mehr in die Buchhandlungen und in andere Geschäfte zu gehen, sondern die bestellten Bücher und Waren werden einfach zugeschickt. Es ist dann eben noch der Aufpreis vom Porto zu bezahlen.
Und durch ein eingespieltes Management und den Einpackstraßen auf den Förderbändern werden diese Bestellungen dann schnell ausgeführt.
Was effektiv nicht mehr stattfindet, ist eine persönliche Beziehung in Gesprächen zum Leser/in in den Buchhandlungen.
Was dagegen gefördert wird, ist eine weitere Anonymität unter den Menschen.
Ein dagegen negatives Fazit ist, dass kleinere Buchhandlungen trotz ihrer sehr guten Beratungen keinen langen Atem haben, sondern in naher Zukunft werden dann Buchhandlungen in dieser Art schliessen müssen. – Leider.
Es wäre einmal an der Zeit, dass man über das Wort Kultur an sich einmal nachdenken könnte.
H. Kraft
Der „Markt Amazon“ bedeutet auch die „Macht Amazon“ – schauen Sie mal http://jeff-das-messer.de was passiert, wenn ein Hersteller sich weigert, den Giganten Jeff Bezos zu beliefern… immerhin hat er Amazon vor Gericht besiegt.