Was bedeutet der Abschied von Larry Kirshbaum bei Amazon Publishing? In der Buchbranche herrscht Uneinigkeit, ob der Verlagssparte des Onliners tatsächlich Erfolge fehlen. Eine zentrale Rolle spiele das Verhältnis zum stationären Handel.
Der US-Agent Robert Gottlieb (Trident Media Group) erklärt in einem Leserkommentar auf „Publishers Lunch“ anlässlich des Abschieds von Kirshbaum bei Amazon, dass Kirshbaum einen schwierigen Job bei Amazon übernommen habe, in der Hoffnung, den Graben zwischen Amazon und dem Buchhandel zu überwinden. Dieser sei jedoch zumindest in der Kürze der Zeit unüberbrückbar gewesen. „Die Verlagssparte von Amazon kann nur dann überleben und wachsen, wenn es einen Frieden zwischen dem stationären Handel und Amazon gibt. Dies ist entscheidend, um Autoren anzulocken und ihnen entsprechende Erlöse zu verschaffen.“ Mit Blick auf Berichte, dass die Amazon-Verlagssparte keine Erfolge erzielt habe, erklärt der Agent: Die Bücher, die Trident Amazon verkauft habe, seien als E-Book – wo Amazon überragend sei – erfolgreich gewesen, der Absatz sei teilweise in die Hunderttausende gegangen.
Holger Ehling, vormals stellvertretender Direktor der Frankfurter Buchmesse, der heute als Journalist arbeitet, widmet sich in einem Blog für etailment.de dem Widerstand des Buchhandels gegen Amazon, der für den Onliner offenbar überraschend gekommen sei. „Das hatte sich Amazon bei seinem Vorstoß sicherlich ganz anders vorgestellt. Tatsächlich hat im strategischen Denken eines solchen Riesen die Idee keinen Platz, dass diejenigen, die unter seinem beständigen Wachstum besonders zu leiden haben, die erste sich bietende Gelegenheit ergreifen würden, Vergeltung zu üben. Obwohl diese Idee nicht allzu abwegig ist.“ Ehling erwartet, dass Amazon Publishing seine Aktivitäten in den „ernsthaften“ Bereichen des Buchmarkts“ drastisch zurückfahren werde, während die Massenmarkt-Genres weiterhin bedient würden. „Vor allem der exponentiell wachsende Markt des ,Self Publishing‘ hat sich für Amazon in den vergangenen beiden Jahren als Goldgrube erwiesen: Hier beweist der Riese aus Seattle, dass seine Investitionen in Marketing, Technik und Service den Kunden – und das sind hier die Autoren ebenso wie die Käufer – einen kaum zu schlagenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz beschert. Wieder einmal.“
Der US-Verleger Dennis Johnson (Melville House) erinnert daran, dass Amazon zeitweise riesige Vorschüsse für „dumme Bücher“ bezahlt habe, hauptsächlich, um die großen Verlage zu „destabilisieren“ – worauf diese ebenfalls tief in die Tasche gegriffen hätten, um fragwürdige Bücher herauszubringen. Doch Johnson glaubt nicht, dass Amazon tatsächlich in Nöten sei. Diese Firma müsse, da sie die Rückendeckung der Aktionäre und der Wall Street habe, kein Geld verdienen – seit 18 Jahren in Folge verbrenne Amazon Quartal für Quartal viel Geld.
Ein Interview mit Johnson über Amazon ist im buchreport.magazin November 2013 zu lesen.
„Amazon muss kein Geld verdienen, weil die Fa. Rückendeckung von Aktionären und der Wall Street hat“ – mal ganz dumm gefragt: Welches Interesse haben die Wall Street und die dortigen Banker, die Buchbranche mittels Amazon kaputtzumachen?? Wer finanziert Amazon „wirklich“ und kann offensichtlich seit 18 Jahren permanent auf Gewinne verzichten? Wo werden diejenigen Gewinne erwirtschaftet, die Amazon ganz ungeniert jedes Jahr „verbrennen“ darf, ohne dass jemand einschreitet?
Prima Einsicht ganz oben im Artikel: Ohne „Frieden“ zwischen Amazon und dem stationären Handel scheitert Amazon als Verleger! Dies zeigt, wie wir wirklich weiterkommen in der Branche: durch Kooperation statt Konfrontation.
Empfehle zur Lektüre den klugen Post des Eoin Purcell: http://eoinpurcellsblog.com/20…