In der Diskussion über Amazons Konditionen-Clinch mit Verlagen fährt Jörg Dörnemann (Foto: Epubli) schwere Geschütze auf. Der Chef des Selfpublishing-Dienstleisters Epubli (Holtzbrinck) unterstellt dem Onliner, die Verlage „ausschalten“ zu wollen. Als nächstes seien Selfpublisher dran.
In der „Neuen Zürcher Zeitung“ schreibt Dörnemann, dass Autoren, Agenten, Verleger und Buchhändler in der aktuellen Diskussion übersehen, „dass der aktuelle Konflikt Ausdruck einer fundamentalen Kräfteverschiebung ist“: Verlage würden immer unwichtiger, Autoren rückten immer mehr ins Zentrum der Macht, argumentiert Dörnemann.
„Das verlagsunabhängige Bücherschreiben wird für Autoren immer attraktiver, dank der Flexibilität, der Schnelligkeit, der Unabhängigkeit und nicht zuletzt dank den hohen Margen, die bei bis zu 70 Prozent des Nettoverkaufspreises liegen“, wirbt Dörnemann indirekt in eigener Sache. Die Türsteher der Verlage hätten „deutlich an Sexiness verloren“.
Problematisch sei aktuell jedoch, dass die Autoren mit ihrer neuen Macht viel zu wenig machten. „Im Amazon-Hachette-Bonnier-Streit haben sich bisher einige wenige Autoren zu Wort gemeldet“. Autoren seien schlecht beraten, sich nur auf Amazon (u.a. Kindle Direct Publishing) zu verlassen, denn als Nächstes werde sich Amazon die Indie-Autoren vorknöpfen. „Jede Wette, dass Amazon innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre die hohen Margen für Self-Publisher drastisch kürzen wird. Beim Amazon-eigenen Hörbuchverlag Audible ist das übrigens bereits geschehen. Und wenn sich internationale Verlagskonzerne nicht gegen Amazons Vorgehen zu helfen wissen, wie soll das dann einzelnen Autoren gelingen?“
… Verlagsverhalten unerträglich … wandern ab, die es Leid sind, ausgebeutet zu werden …
Mehr kann man dazu kaum sagen, denn es beschreibt exakt die vergangenen Jahre, wenigstens meine. Höchstens noch, dass ich früher glücklich war, auf Einsendungen an Verlage wenigstens ein Absage zu bekommen. Die Quote lag bei etwa 5%, 94,5% war Schweigen.
War nicht anders zu erwarten gewesen und ich habe auch nie etwas anderes erwartet. Doch einerseits wurde das Verlagsverhalten für Autoren zunehmend unerträglich. Verlagskriterien, wie kürzlich von Jo Lendle ins Netz gestellt, gelten in Autorenkreisen als Utopie. Andererseits fehlt bisher ein deutsches Unternehmen, das Amazons Angeboten adäquat und effektiv begegnet und somit auszuschalten in der Lage ist. Das aber, gepaart mit zumindest einem Minimum an sprachlich-literarischer Anforderung an die Autoren, könnte Amazons „neue Bücher“ in eine Ecke stellen. Derzeit wandern immer mehr gute Autoren zu Amazon ab, die es Leid sind, von Verlagen ausgebeutet und oft nicht einmal bezahlt zu werden.
Nicht meckern, besser machen… Das Tolino-Konsortium macht es ja vor, wie man eine einmal gewonnene Basis dank wegbrechender Partner, schlechten Service und liebloser Unterstützung vergrault. Da reibt sich Amazon doch nur die Hände. In D ist das digitale Geschäft immer noch „Pfui! Für Schmuddelkinder!“