Einem mit dem Pulitzerpreis 2016 ausgezeichneten Politthriller im Nachgang des Vietnamkriegs gelingt diese Woche mit Platz 8 der höchste Neueinstieg auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Belletristik-Hardcover. Hauptfigur und Erzähler in Viet Thanh Nguyens „Der Sympathisant“ (Blessing) ist ein kommunistischer Spion, der nach Kriegsende zusammen mit einer Gruppe südvietnamesischer Offiziere in die USA geflogen wird und seitdem in Los Angeles lebt. Der Protagonist – Katholik und Kommunist – erzählt seine Lebensgeschichte, die vom Straflager im Dschungel bis zu den Sets von Hollywood führt, und ringt dabei immer mehr mit seinem Doppelleben als Spion. Und so problematisiert der Autor anhand seines Helden Fragen der Identität, der Erinnerung und der herkömmlichen amerikanischen Geschichtsnarrative.
Nguyen verwebt in den Roman auch Eindrücke seiner eigenen Einwanderergeschichte. Als 4-Jähriger ist er nach dem Fall von Saigon mit seinen Eltern in die USA geflohen, hat dort Literatur studiert und unterrichtet heute an der University of California. „Ich will zeigen, wie der Westen den Krieg erzählt“, stellt er in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE fest. Über eine Katastrophe, die überall auf der Welt „Vietnamkrieg“ genannt wird, in Vietnam aber der „Amerikanische Krieg“.
Ebenfalls mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde „Underground Railroad“ (Hanser) von Colson Whitehead, der aktuell neu auf Rang 24 einsteigt. Der Autor erzählt anhand seiner Figur Cora vom Kampf der Sklaven in den Südstaaten. Und er stellt die Frage, was es (immer noch) bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.
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