Steigt in der Öffentlichkeit die Wertschätzung intakter Einzelhandelsstrukturen auf lokaler Ebene? Für den von Online-Konkurrenten bedrängten stationären Buchhandel ist das eine Kardinalfrage. Die Verwerfungen rufen international
die Politik auf den Plan: Bei der staatlichen Buchhandelsstütze ist Frankreich Vorreiter, vergleichbare Hilfsmaßnahmen hat auch der italienische Kulturstaatsminister Dario Franceschini auf der Agenda.
Hierzulande hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Deutschen Buchhandlungspreis ausgelobt, von dem der inhabergeführte Standortbuchhandel profitieren soll. Insgesamt 1 Mio Euro werden 2015 unter Buchhandlungen verteilt, die durch Innovationen, außerordentliche Lese- und Literaturförderung oder Veranstaltungsprogramme Akzente setzen. Das ist eine Anerkennung für einzelne Leuchttürme, die sich den Herausforderungen einer Branche in Transformation bereits mit hohem Einsatz stellen. Der Deutsche Buchhandlungspreis kann helfen, die Öffentlichkeit für die Problemlagen des Sortiments zu sensibilisieren. Auf den dauerhaften Erhalt eines flächendeckenden Netzes von stationären Buchhandlungen kann und wird er keinen Einfluss haben.
Standortbuchhandel funktioniert, wenn klassische Sortimentertugenden gepflegt werden und das analoge Geschäft von einer individuell zugeschnittenen Online-Komponente flankiert ist. Das zeigen viele Beispiele. Gebeutelte Buchhändler sollten auf innovative Kollegen schauen. Und nicht auf staatliche Stütze für eine Branche hoffen, die ohnehin bereits Privilegien genießt.
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