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Andrea Roedig über »Man kann Müttern nicht trauen«

Andrea Roedig, geboren in Düsseldorf, ist Essayistin und freie Publizistin. Sie promovierte im Fach Philosophie, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin und leitete 5 Jahre die Kulturredaktion der Wochenzeitung „Der Freitag“. Seit 2007 lebt Andrea Roedig in Wien und ist Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift „Wespennest“. „Man kann Müttern nicht trauen“ (dtv) ist ihr erster Roman. (Foto: Markus Rössl)

In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 12 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Andrea Roedig.

Mein Roman in zwei Sätzen

Das Buch erzählt in autofiktionaler Weise die Geschichte meiner Mutter, die die Familie verließ, als ich 12 Jahre alt war. Es ist eine persön­liche Auseinandersetzung mit der Frage, wer diese Frau war, die mir zeitlebens fremd geblieben ist, und zugleich erzählt das Buch über ein Frauenleben in den 60er- und 70er-Jahren, über Wünsche, Hoffnungen und Befreiungsversuche.

Mein Weg zu dtv

Lief über die Literaturagentur Barbara Wenner; sie hat den Kontakt hergestellt.

Das Verdienst meiner Lektorin

Ermutigung, Freiheit lassen und behutsames Nachfragen – so würde ich das Verfahren von Linda Vogt beschreiben. Sie hat sehr geholfen, meinen Text noch erzählerischer zu gestalten. Besonders beeindruckt war ich, wie sie es geschafft hat, einen anderen Titel, aber auch einen anderen Schluss aus mir „herauszuholen“ – ohne mich zu etwas zu drängen.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Ein großer Betrieb mit sehr eigenen Regeln. Es ist nicht leicht, dort Fuß zu fassen, gesehen und gehört zu werden. Schwierig finde ich, dass trotz der Vielfalt an Literatur wenig Platz ist für Zwischentöne bzw. für Genres, die genau zwischen Sachbuch und Literatur anzusiedeln wären.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Ehrlich gesagt sind das die Stadtbüchereien, weil man hier auf alles zugreifen kann. Als kommerzielle Buchhandlung würde ich das Literaturcafé Lhotzky im 2. Bezirk in Wien nennen. Der Buchhändler ist so freundlich, die Atmosphäre so familiär, dass ich fast alle Bücher dort bestelle.

Meine Lieblingsautoren

Meine Lieblingsautor:innen und Lieblingsbücher wechseln beständig und mit den Jahren. Berührt haben mich für mein Buch vor allem Louis Begley, Peter Handke, Jeannette Walls und auch Norbert Gstrein.

So lese ich

Sehr oft beruflich – weil ich viele Sachbuchrezensionen schreibe. Romane höre ich oft als Audiobooks, und wenn es richtig, richtig gut läuft, „wohne“ ich dann im Buch, bin also ganz und gar eingesogen.

Schreiben ist für mich

Ein Denk- und Fühlwerkzeug; Schreiben ist mein Weg, mir über Dinge klar zu werden, sie zu „entäußern“ und mitzuteilen.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Fahre ich Rad. Aber eigentlich gehört auch das zum Schreiben …

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Mit ihrem Debüt „Man kann Müttern nicht trauen“ ist Andrea Roedig eine beeindruckend klare literarische Annäherung an eine fremde Frau, die eigene Mutter, gelungen. Offen und schnörkellos erzählt sie von ihrer Kindheit und der emotionalen und erschütternden Auseinandersetzung mit der Leere, die das Verschwinden der Mutter hinterlässt.

Linda Vogt, Programmleitung Literatur

Debütanten und Debütantinnen – im buchreport.magazin 1/2022

 

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