Raubkopien sind ernst zu nehmen. Aber dass scheinbar seriöse Geschäftshäuser Panik schüren und damit Geld verdienen wollen, geht zu weit.
Gut, man muss es zugeben, es ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen: Raubkopien! Dies sollte man aber mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit machen, denn noch ist nicht mal bewiesen, dass Raubkopien dem Absatz von Büchern insgesamt eher schaden oder nutzen. Diese Diskussion möchte ich hier und heute aber gar nicht führen, da es noch zu früh ist und der E-Book-Markt erst noch ein bisschen wachsen muss, bis wir hier wirklich verlässliche Daten haben.
Mir geht es darum, dass ich immer wieder sehe, wie scheinbar seriöse Geschäftshäuser versuchen hier Panik zu schüren und Geld aus der Angst der Leute zu schlagen. So flatterte mir erst kürzlich wieder ein Werbeschreiben einer angeblich seriösen Akademie auf den Schreibtisch, die mir für satte 790 Euro ein Seminar anbietet mit dem Thema „Urheberrechtsverletzungen im Internet“. Schon das Anschreiben soll dem vermeintlichen Leser Angst machen. Zitat: „Eine…Piraterie-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass von 23 Millionen E-Books rund 60 Prozent illegal aus dem Internet heruntergeladen worden seinen.“ Was? Da es zum Zeitpunkt der Studie in Deutschland ca. 2 Millionen Lesegeräte gab, bedeutet dies, dass jeder Besitzer eines solchen Lesegerätes ca. 7 Bücher illegal herunter geladen hat, also auch Sie und Sie und Ich sind ein Straftäter. Na da fühlt man sich doch gleich viel besser.
Aber sehen wir mal über diese Übertreibung hinweg und schauen, was wir für unser Geld bekommen: Ein ehemaliger Kriminalhauptkommissar will mir zeigen, wie ich über Suchmaschinen herausfinden kann, wie und wo meine Bücher illegal angeboten werden, und mich in das „Google-Hacking“ einführen. So so, mehr nicht? Kann doch nicht sein, kostet doch 790 Euro. Gut, sehen wir mal auf den Tagesablauf (verkürzt):
9:00 Begrüßung
9:30 Seminarbeginn, Recherche im Internet, Komplexe Zusammenhänge erkennen aus Google
16:00 Exkurs: Digital Piracy (schön finde ich den Satz in der Beschreibung zu diesem Punkt: „Der Exkurs soll informieren und sensibilisieren.“ Hier an der Stelle eine dickes Lob an die Person, die sich das ausgedacht hat, habe mich köstlich amüsiert)
17:00 Ende der Veranstaltung
Na wenigstens ist das Programm nicht mit Mittagessen und Kaffeepausen überladen, sondern man kann zügig durcharbeiten, denn jeder Teilnehmer bekommt einen eigenen Laptop, jedoch nicht geschenkt, wie der Preis vermuten lässt, sondern für diesen Tag gestellt. Ich könnte mich noch seitenweise über einzelne Punkte dieses 8-seitigen Machwerks auslassen, will mich aber kurz fassen und den Machern nicht zu viel Bühne bieten.
Hier kommt mein Crashkurs zu diesem Thema. Sie können mir den Betrag, den sie für angemessen erachten, gerne später auf mein PayPal-Konto senden:
1. Richten Sie sich einen Google Account ein und verwenden Sie Google Alerts. So bekommen sie täglich Mails, wenn eine Raubkopie von ihnen irgendwo auftaucht und müssen nicht mal mehr selbst suchen. Wenn Sie das nicht auf Anhieb schaffen, so fragen Sie Ihren Neffen, Sohn, Enkel (ggf. das weibliche Pendant) und schon klappt das.
2. Google Hacking ist alles andere als schwer, es geht nur darum, die richtigen Suchbegriffe bei Google ein zu geben. Mehr Infos dazu finden sie hier.
3. Wenn Sie eines ihrer Bücher dort finden, wo es nicht hin gehört, dann gibt es auf jedem Portal eine Meldeseite, über die Sie das melden können. Der Betreiber ist verpflichtet das Angebot sofort zu sperren.
Mehr ist es nicht, und, wie gesagt, manchmal steigern illegale Downloadmöglichkeiten sogar den Absatz von realen Büchern, zumindest im belletristischen Bereich.
Mein Tipp: Ruhe bewahren und nicht solchen Angeboten auf den Leim gehen, die nur Geld mit Ihrer Angst machen wollen. Für diesen Betrag erhalten Sie einen Berater, der zu ihnen ins Haus kommt und ihre ganze Belegschaft darin schult, falls das nach meinen Tipps überhaupt noch nötig ist.
Andreas Köglowitz, Mitgründer des Ubooksverlag, ist im Spätsommer 2011 mit dem Unsichtbar-Verlag an den Start gegangen.
Der Tipp mit Google Alerts funktioniert wirklich bestens. Ich nutze das seit einiger Zeit und habe dadurch Texträuber in Online-Magazinen und Foto-Communities aufgespürt. Meist sind die Leute dann sehr erschrocken, wenn Sie eine Mail schon kurz nach der Veröffentlichung bekommen.
A fool and his money are easily parted.