Im Streit zwischen Verlagen und Autoren/Agenten um die Rechte zur digitalen Verwertung von Backlist-Titeln zeichnet sich eine Deeskalation ab. Random House-Chef Markus Dohle (Fotomontage) verzichtet bei einem prominenten Autoren, dessen Print-Bücher bei der Bertelsmann-Tochter erscheinen, auf die E-Rechte.
Wie die New York Times berichtet, konnten sich die Erben des 2006 verstorbenen Autors William Styron (u.a. „Sophie’s Choice“ oder „The Confessions of Nat Turner“) damit durchsetzen, die Backlist-Titel als E-Books bei Open Road Integrated Media herausbringen zu lassen, dem Startup der früheren HarperCollins-Verlegerin Jane Friedman.
Hintergrund des jüngsten Falls sind die heftigen Auseinandersetzungen in der Frage, ob die Autoren/Rechteverwerter oder Verlage die Rechte an digitalen Ausgaben älterer Titel besitzen. Zwar gibt es in neueren Autorenverträgen von großen Verlagen seit etwa 15 Jahren einen Passus, der die E-Book-Rechte abhandelt. Unklarheiten gibt es jedoch bei den Titeln, die veröffentlicht wurden, bevor digitale Bücher überhaupt ein Thema wurden.
Der Schritt von Random House ist insofern erstaunlich, als Random House-Chef Markus Dohle noch Mitte Dezember einen deutlichen Brief an Dutzende Agenturen geschickt hat: Die älteren Verträge gäben der Verlagsgruppe das „exklusive Recht, die entsprechenden Titel als E-Books zu veröffentlichen“ (hier mehr dazu) – eine Kampfansage an die Rechteinhaber, die unzufrieden sind mit den Tantiemen, die die Verlage bei der E-Verwertung ausschütten (durchschnittlich 25%), und eigene digitale Wege gehen wollen.
Zwar betont ein RH-Sprecher laut NYT, dass der Fall Styron eine Ausnahme sei – in der Branche geht man dennoch davon aus, dass sich jetzt viele Autoren ermutigt sähen, mit ihren E-Books zu den darauf spezialisierten Verlagen zu wechseln.
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