Bei der Dauerfrage nach den Langzeitfolgen der Digitalisierung auf die deutsche Buchbranche im allgemeinen und den Auswirkungen des iPad im speziellen lohnt der Blick nach Fernost. In Japan gehen die Branchenanalysten laut einem Bericht von Bloomberg davon aus, dass iPad & Co. die Strukturen massiv verändern werden.
Zwar sind die Japaner weitaus onlineaffiner – der E-Book-Umsatz wird auf das Vierfache des E-Volumens in den USA geschätzt. Der gemeinsame Nenner ist jedoch die Buchpreisbindung und der vergleichbare Pro-Kopf-Buch-Umsatz:
- Im vergangenen Jahr lag der Umsatz der Buchbranche in Japan bei rund 15,5 Milliarden Euro (die Differenz gegenüber Deutschlands 9-Milliarden-Markt ergibt sich durch die um 45 Mio Einwohner größere Bevölkerung).
- Nach Einschätzung von Analysten wird der japanische E-Book-Markt bis 2012 auf ein Umsatzvolumen von 1,1 Milliarden Dollar wachsen (via Publisher’s Weekly). Ein Großteil davon wird durch Comics eingespielt – weshalb die Homepage eines E-Book-Shops (Screenshot) wie eine Comic-Auslage aussieht. Interessant ist auch, dass Sony im eigenen Land mangels Erfolg schon 2007 aufgehört hat, E-Reader zu verkaufen. Panasonic folgte 2008.
Japans Kommunikationsminister hat den iPad mit den schwer bewaffneten „schwarzen Schiffen“ der US-Navy verglichen, die, vor der japanischen Küste ankernd, vor 157 Jahren das Land veranlasst hätten, den Handel mit den USA zu eröffnen. So könnte der iPad der Branche neue Regeln auferlegen:
- Die in Japan geltende Bindung der Preise von E-Books an die gedruckten Ausgaben könnte durch das Preisdiktat von Apple aufgehoben werden.
- Verlage könnten langfristig als Mittelsmänner zwischen den Autoren und der Leserschaft wegfallen.
- Das Preisgefüge könnte sich verändern – der Anteil der Verlage am Verkaufserlös von E-Books werde sinken.
Der iPad stößt mitten im Umbruch auf den japanischen Buchmarkt: Der Umsatz mit Büchern und Zeitschriften ist laut Bloomberg 2009 um 4,1% gefallen. Seit 1996 sei der Umsatz sogar um 27% gesunken.
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