Im Vorfeld der Europawahl am 25. Mai bringen sich die europäischen Interessensvertreter der Buchbranchen mit einem Forderungskatalog in Stellung. Die Wunschliste reicht von einem angepassten Urheberrecht bis hin zu einem fairen Wettbewerb. Und widmet sich besonders intensiv dem Bildungsssektor.
Absender des „Manifests für die Europawahlen 2014“ sind die Federation of European Publishers, the European Writers’ Council und die European Booksellers Federation (EBF).
Die Forderungen im Einzelnen:
1. Urheberrecht:
Gefordert wird ein ausgewogenes Urheberrecht mit fairen Bedingungen für alle. Autoren sollen gut verdienen, Verlage investieren können und Buchhändler die Bücher an die Öffentlichkeit bringen können. Andererseits sollen die Urheberrechtsgesetze genug Flexibilität enthalten, um an die digitale Welt angepasst zu werden. Die Verträge mit Autoren sollen unabhängig vom Buch-Format auskömmlich gestaltet werden.
2. Steuern:
Unabhängig vom Buch-Format und dem Zugriff bzw. dem Buch-Vertrieb soll immer der niedrigstmögliche Mehrwertsteuersatz angesetzt werden. So sollen eine bessere Bildung und „Multikulturalismus“ ermöglicht werden. Eine steuerliche Benachteiligung digitaler Bücher sei u.a. ein Hindernis auf dem Weg zur Informationsgesellschaft und beeinträchtige die Entwicklung des E-Commerce. Appell: Null Prozent Mehrwertsteuer oder zumindest ein niedriger Steuersatz auf alle Bücher-Formate.
3. Wettbewerb:
Auf dem gemeinsamen Spielfeld sollen gleiche Regeln herrschen, um die Dominanz einzelner Unternehmen zu verhindern. Wichtig seien die Aspekte Entdeckbarkeit (Discoverability), Wahl des Händlers und Interoperabilität – gemeint ist offenbar, dass E-Books, die in einem Shop gekauft werden, in die Lesesoftware eines anderen Anbieters übertragen werden können, was derzeit bei Kindle-Büchern nicht der Fall ist. Beim letzten Punkt sprechen sich die „Manifest“-Autoren für den Epub-Standard aus.
Das digitale Lesen soll für den europäischen Leser attraktiver werden, indem leicht zugängliche digitale Inhalte promoted werden (der Text bleibt an dieser Stelle besonders stark im Vagen).
4. Bildungssystem
Eine Reform des europäischen Bildungssystem solle die „fundamentale Rolle“ von professionell veröffentlichtem Material in Betracht ziehen – offenbar ein Seitenhieb gegen Open Educational Resources (OER).
Autoren sollen weiterhin das Recht haben, selbst ihre Verträge auszuhandeln und vergütet zu werden; Lehrer und Bildungsinstitutionen sollen weiterhin selbst über die Anschaffung von Bildungsmaterialien entscheiden dürfen, die von qualifizierten Personen konzipiert und von professionellen Verlagen beurteilt werden sollen.
Bei jeglicher Bildungsreform sollen die „entscheidenden Stakeholder“ – Autoren und Verlage – einbezogen werden.
Die Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie freien Bildungsmaterialien (OER) solle primär der Verbesserung der Bildung dienen; eine Aufstockung von Bildungsetats solle unterstützt werden, statt professionell veröffentlichte Inhalte zu „eliminieren“, um Geld zu sparen.
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