Eine faszinierende Idee, die sich aber nur langsam in der Branche durchsetzt: Seit das Unternehmen On Demand Books im April 2006 die erste Espresso Book Machine (EBM) in der Buchhandlung der Weltbank aufbaute, fasziniert die Idee, dass Kunden auf Knopfdruck die im Print vergriffenen oder noch nicht erschienenen Titel als Buch drucken lassen können. Sechs Jahre später haben die Firmenlenker Jason Epstein und Dane Neller ihre Print-on-Demand-Maschinen „nur“ in 70 Buchhandlungen und Bibliotheken weltweit installiert, in Städten wie Tokio, London, Amsterdam, Melbourne und Alexandria – Deutschland ist weiterhin ein weißer Fleck auf der Landkarte (Foto: On Demand Books).
Espresso Book Machine bei McNally Jackson Books
Anlaufstelle für Self-Publishing-Autoren
In New York sammelt die unabhängige Buchhandlung McNally Jackson Books seit eineinhalb Jahren Erfahrungen mit der EBM – durch die Bank gute Erfahrungen. Erin Curler, die sich zusammen mit einer Kollegin in der in Soho gelegenen Buchhandlung um das Geschäft mit der Maschine kümmert, berichtet, dass sich die hohen Anschaffungskosten (über 150.000 Dollar) längst amortisiert hätten. Allerdings habe sich das Geschäft anders entwickelt als gedacht: Statt dass sich Kunden aus dem Millionen Titel umfassenden Public-Domain-Katalog Bücher (vorwiegend von Google digitalisiert) zum Druck aussuchten (Kosten je nach Länge des Buchs zwischen 10 und 24 Dollar), sei die EBM vorwiegend eine Anlaufstelle für Self-Publishing-Autoren.
Die Pakete, die McNally den Autoren anbindet, kosten zwischen 19 Dollar (einmaliger Druckauftrag, Support per Mail und Telefon) bis hin zum Rundumpaket für 349 Dollar (Speichern des Titels auf der Server, Platzierung des Buchs im Geschäft und Webshop, Kontakt zu freiberuflichem Lektor und Designer, usw.). Durchschnittlich wirft die Buchhandlung die Maschine für einen Self-Publishing-Autor täglich an.
Ein ähnliches Bild bei der Buchhandlung Politics and Prose in Washington D.C., wo 99% der EBM-Drucke von Self-Publishing-Autoren in Auftrag gegeben werden.
Das kurze buchreport-Video skizziert die Funktionsweise der Maschine: Die EBM verarbeitet zwei verschiedene PDF, eines für das Cover, eines für den Text. Beide Dateien werden parallel gedruckt, ein Xerox-Drucker liefert den Haupttext, der mit Plexiglas eingekleidete Teil der Maschine das Cover. In der Mitte werden beide Teile zusammengefügt und verleimt und anschließend zurechtgeschnitten, bevor das fertige Buch nach wenigen Minuten über eine Art Rutsche ausgegeben wird.
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99% der EBM-Drucke werden von Self-Publishing-Autoren in Auftrag gegeben? Dann ist doch eine Zugriffsmöglichkeit auf den Millionen Titel umfassenden Public-Domain-Katalog überflüssig. Und dann wären auch die rund 150.000 Dollar Anschaffungskosten nicht mehr notwendig. Offensichtlich geht der „Nutzer“ mit der Espresso Book Machine ganz anders um als von den „Erfindern“ geplant.
Eine dieser wundervollen Maschinen steht seit 2009 im Blackwell-Flagship-Store in London und bedient ebenfalls bevorzugt Self-Publisher. Wen es näher interessiert: http://frieling.blog.de/2009/1…