Der diesjährige Anna Seghers-Preis wird am 20. November (Freitag) an die kroatisch-schweizerische Autorin Ivna Žic und an den Argentinier Hernán Ronsino verliehen. Die Preisverleihung findet um 19 Uhr online aus dem Berliner Literaturforum im Brechthaus statt und wird auf youtube übertragen: https://www.youtube.com/watch?v=vv_ZCzkmeA8&feature=youtu.be . Die Preisträger werden aus Buenos Aires bzw. Zürich zugeschaltet. Einen Tag vorher, am 19. November, ist der 120. Geburtstag von Anna Seghers.
Der mit jeweils 12.500 Euro dotierte Preis wird von der Anna Seghers-Stiftung an NachwuchsautorInnen aus dem deutschen Sprachraum und aus Lateinamerika vergeben, die im Sinne von Anna Seghers mit den Mitteln der Kunst zur Entstehung einer gerechteren Gesellschaft beitragen. Die Auswahl der Preisträger übernehmen im jährlichen Wechsel von der Stiftung beauftragte Persönlichkeiten aus dem literarischen Leben. In diesem Jahr sind das die Schriftstellerin Annette Pehnt und die Übersetzerin und Publizistin Dagmar Ploetz.
Ivna Žic erzählt in ihrem poetischen und eigenwilligen Debütroman „Die Nachkommende“ „mit feinem Gespür für die Verschränkung des Politischen mit dem Privaten und in einer reichen und behutsamen Sprache von Fluchten, Verschiebungen und der ständigen Gegenwart der Erinnerung“ (Annette Pehnt). Dabei lote sie aus, „was uns inmitten gesellschaftlicher Transformationen und neu gezogener Grenzen (..) bewegt und wer uns berührt.“ Die 1986 in Zagreb geborene und in Zürich aufgewachsene Žic ist zunächst als Dramatikerin in Erscheinung getreten. Ihre Stücke wurden an bedeutenden deutschsprachigen Bühnen aufgeführt. Ihr Debütroman „Die Nachkommende“ erschien 2019 bei Matthes und Seitz.
Hernán Ronsino, Jahrgang 1975, erzählt in seiner sogenannten Pampa-Trilogie Geschichten aus der argentinischen Provinz. Dagmar Ploetz begeistert, dass die Bücher des Autors sprachlich ganz im Lokalen verwurzelt sind und dabei „stilsicher und zugleich experimentierfreudig das persönliche und kollektive Erinnern in seiner Heimatstadt Chivilcoy, die einst als Modell für den Fortschritt galt“, erkunden. Neben den drei Büchern „Letzter Zug nach Buenos Aires“, „Lumbre“ und „In Auflösung“ liegt seit März 2020 auch die Erzählung „Cameron“ im Schweizer Bilgerverlag in deutscher Sprache vor.
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PreisträgerInnen:
IVNA ŽIC, 1986 in Zagreb geboren, aufgewachsen in Zürich, studierte Angewandte Theaterwissenschaft, Schauspielregie und Szenisches Schreiben in Gießen, Hamburg und Graz. Seit 2011 arbeitet sie als freie Autorin, Dozentin und Regisseurin u. a. am Berliner Maxim Gorki Theater, Schauspielhaus Wien, Luzerner Theater, Theater Neumarkt, Schauspiel Essen, und Theater St. Gallen. Žic erhielt für ihre Texte eine Vielzahl von Stipendien und Preise. Für ihren Debütroman „Die Nachkommende“ wurde sie 2019 sowohl für den Österreichischen Buchpreis als auch für den Schweizer Buchpreis nominiert. Sie lebt in Zürich und Wien.
HERNÁN RONSINO wurde 1975 in Chivilcoy geboren, in einer kleinen Stadt in der argentinischen Pampa, neun Monate nach dem Staatsstreich durch die Armee. Er studierte Soziologie in Buenos Aires. Heute unterrichtet Ronsino an der Universität von Buenos Aires und an der Faculdad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLASCO). 2004 erschien Ronsinos erstes Buch, ein Band mit Erzählungen, „Te vomitaré de mi boca“.
2007 folgte der Roman „La descomposición“ (deutsch: „In Auflösung“, 2018), 2009 „Glaxo“, (deutsch: „Letzter Zug nach Buenos Aires“, 2012) und 2013 „Lumbre“ (deutsch: „Lumbre“, 2016). Zuletzt erschien 2018 die Erzählung „Cameron“, die im März 2020 im Schweizer Bilgerverlag übersetzt von Luis Ruby auf Deutsch herausgebracht wurde.
Jurorinnen:
ANNETTE PEHNT, geboren 1967 in Köln, studierte und arbeitete in Irland, Schottland, Australien und den USA. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Freiburg und Hildesheim, wo sie das Institut für Literarisches Schreiben & Literaturwissenschaft leitet. 2001 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Ich muß los“, für den sie unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde. 2002 erhielt sie in Klagenfurt den Preis der Jury für einen Auszug aus dem Roman „Insel 34“, 2008 den Thaddäus-Troll-Preis sowie die Poetikdozentur der Fachhochschule Wiesbaden und 2009 den Italo Svevo-Preis. 2011 erschien ihr Roman „Chronik der Nähe“, im selben Jahr erhielt sie den Solothurner Literaturpreis sowie den Hermann-Hesse-Literaturpreis (2012). 2013 erschien der Prosaband „Lexikon der Angst“. Darüber hinaus schrieb sie mehrere Kinderbücher, unter anderen „Der Bärbeiß“. Zuletzt veröffentlichte sie den Roman „Briefe an Charley“ und das „Lexikon der Liebe“.
DAGMAR PLOETZ, geboren 1946 in Herrsching, wuchs in Argentinien auf und studierte Germanistik und Romanistik an der Universität München. Seit 1983 übersetzt sie Werke von zahlreichen bekannten Autorinnen und Autoren aus dem Spanischen, darunter Isabel Allende, Julián Ayesta, Rafael Chirbes, Manuel Puig, Mario Vargas Llosa und Gabriel García Márquez. Sie erhielt 2005 den Jane Scatcherd-Preis und 2012 den Übersetzerpreis der Landeshauptstadt München. 2010 legte sie die Biografie „Gabriel García Márquez. Leben und Werk vor“.
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