Am Buchmesse-Freitag hat der rechtsgerichtete Antaios Verlag von Götz Kubitschek in der Halle 4.1 einen Auftritt und eine laut geführten Diskussion in der unmittelbaren Nähe der Weltempfang-Bühne gesucht. Eine gezielte Provokation, steht der Weltempfang für einen offenen Austausch und einen politischen Dialog. Dort sollen gesellschaftspolitische Entwicklungen diskutiert werden, in diesem Jahr hat die Messe die Frage gestellt: Wo liegen die Ursachen für die aktuellen populistischen und antipolitischen Entwicklungen?
In unmittelbarer Nachbarschaft hat u.a. der Loci Verlag Dr. Thomas Veigel seinen Stand und dort das Logo von Antaios enthüllt. Ganz überraschend war dies allerdings nicht: Zum Auftakt der Messe war die Nachricht verbreitet worden, Antaios sei von Veigel übernommen worden. Der Zahnmediziner hat erst im April 2018 den Loci-Verlag gegründet. Antaios soll unter dem neuen Dach als Imprint weitergeführt werden und seinen Namen behalten, hieß es. Kubitscheks Frau Ellen Kositza soll als Programmleiterin arbeiten.
Auf der Messe präsentieren Kubitschek und Kositza ihre Antaios-Bücher am Loci-Stand neben Loci-Buchattrappen. Auf einem Flyer werden vier Loci-Titel aufgeführt, jeweils mit 124 Seiten, zu einem Preis von 19,18 Euro und versehen mit dem Hinweis „erscheint später“.
Nach zwei zurückhaltenden Tagen fand am Messe-Freitag am Stand eine Diskussionsrunde mit Kositza, der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen und der Politikerin Vera Lengsfeld (von 1990 bis 2005 MdB für Bündnis 90/Die Grünen und CDU) statt, bei der es zu Zwischenrufen aus dem Publikum kam. Vorsorglich kamen auch Polizeieinsatzkräfte hinzu. Das alles in der Nähe von Verlagen mit Büchern zu gesellschaftskritischen Themen und einer liberalen Haltung, die sich von der Entwicklung nicht erfreut zeigten.
2017 war es beim Messebesuch des AfD-Politikers Björn Höcke, der an der Präsentation des Buches „Mit Linken leben“ von Antaios teilnahm, zu Tumulten zwischen Demonstranten und Höcke-Anhängern. Es kam auch zu Beschädigungen von Büchern des ebenfalls im rechten Spektrum angesiedelten Manuscriptum-Verlags.
Wie wäre es denn mal mit einem Bericht zur offenkundigen und traurigen Notwendigkeit des Polizeischutzes für Andersmeinende auf der Buchmesse?
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Dass der Antaios-Verlag die Buchmesse und die dahinterstehende Buchbranche vorgeführt hat, ist doch unbestreitbar (z.B. https://www.nzz.ch/feuilleton/goetz-kubitschek-fuehrt-die-frankfurter-buchmesse-an-der-nase-herum-ld.1427559 ) .
Ich finde ja, dass man es sich redlich verdient hat. Ich mag einen Verband, der sich wie der Börsenverein des deutschen Buchhandels für Meinungstotalitarismus zu engagieren scheint, halt nicht. Gleich, ob das gegen Rechte oder Linke, oder welche sich im rechtlichen Rahmen bewegende Gruppe auch immer, geht.
Jeweils ist das dahinterstehende Politikverständnis ein undemokratisches. Welche Selbstrechtfertigungen man auch immer da konstruieren möchte. Und wie mächtig der dazu verleitende Wind des Zeitgeistes und der Mächtigen auch immer sein mag.
Und es wäre höchste Zeit für die Branche sich zu überlegen, ob man diesen Kurs des „Aussortierens“ und Versteckens von einzelnen Büchern, Ausstellern, Verlagen, Autoren, etc. nicht dringend korrigieren müsste. Wenn man die proklamierten Grundsätze, beispielsweise den Einsatz für eine plurale Gesellschaft, Meinungsfreiheit, etc. denn tatsächlich verfolgen möchte. Aktuell wirkt man in seinem Agieren eher wie ein Gegner dessen auf mich.
Es sei denn man möchte weiter aktiv die Spaltung der Gesellschaft unterstützen und fördern.
Dann sollte man sich aber endlich ehrlich dazu bekennen. Und nicht verbal permanent das Gegenteil behaupten.
Was ist am Manuscriptum-Verlag rechts, was ist an Verlagen, die keine anderen Meinungen ertragen können, liberal? „Es kam auch zu Beschädigungen“? Haben sich die Bücher selbst beschädigt? Welchem Spektrum entstammten denn die „Aktivisten“?