Open Access soll bis 2020 der Standardweg zur Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse werden. So wollen es die wissenschaftlichen Gesellschaften, allen voran die deutschen. Ein komplexes internationales System aus Forschern, Verlegern, Bibliotheken und Finanzierern wird damit umgewälzt werden. Die Berliner Konferenz Academic Publishing in Europe (APE) will seit mehr als einem Jahrzehnt Lotse in solchen Prozessen sein.
Neben Open Access 2020 werden auch Fragen der Qualitätssicherung wissenschaftlicher Veröffentlichungen und der Ethik im Publizieren im Fokus der APE 2017 stehen. Arnoud de Kemp erklärt im Interview, warum.
Arnoud de Kemp, die zwölfte Ausgabe der Konferenz „Academic Publishing in Europe“ befasst sich mit Ethik im Publishing – hat das wissenschaftliche Publizieren gegenwärtig keine größeren Probleme?
Durch die Öffnung im Zuge von Open Access und Open Science gibt es sehr viele neue Anbieter von Publishing-Dienstleistungen auf dem Markt. Alle wollen Geld verdienen und das möglichst schnell. Viele von ihnen orientieren sich nicht an bewährten Prinzipien der Qualitätssicherung. Es werden bereits Listen mit „predatory publishers“ geführt.
Das sind sicherlich nicht die Raubdrucker von einst – was dann? Wie arbeiten diese verlegerischen „Beutegreifer“ konkret, und wie könnten sie etablierte Publisher gefährden?
Nein, aber viele machen tatsächlich nichts anderes, als digital verfügbare Inhalte weiterzuvermitteln, und stellen das als verlegerisches Angebot dar.
Über die korrekte Anwendung wissenschaftlicher Methoden wacht seit jeher die „Scientific Community“ der Fachkolleg/innen.
Und die Verlage?
Die Verlage als Dienstleister publizieren die Resultate und tragen inhaltliche Verantwortung insoweit, als sie oft den Begutachtungsprozess organisieren und natürlich auch in der jeweiligen Redaktion Fachleute beschäftigen. Bei den Wissenschaftsverlagen sind das so gut wie immer Akademikerinnen und Akademiker. Qualitätssicherung durch das Lektorat gehört natürlich auch dazu. Diese verlegerischen Dienstleistungen gibt es bei vielen der neu auftauchenden Anbieter und ihren Geschäftsmodellen nicht.
Qualitätssicherung erfordert Investitionen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels befürchtet deshalb schon, dass viele kleinere Verlage nicht mehr mitmachen können.
Wer genau sollte sich in den akademischen Verlagen mit Ethik befassen?
An erster Stelle die Verlagsleitung, die das in seriösen Verlagen im Übrigen schon tut, sonst würde das Thema nicht als Titel über unserer Konferenz stehen. Dem Programmkomitee der APE, das die Ausrichtung und die Themen gemeinsam bestimmt, gehören viele Verlagsvertreter an. Wie das Thema organisatorisch im Verlag verankert wird, ist eine andere Frage, die von den Publishern individuell gelöst wird. Ich kann mir gut abteilungsübergreifende Teams und Arbeitsgruppen vorstellen, die sich mit externer Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die im Verlag publizieren, mit dem Thema Ethik im wissenschaftlichen Publizieren auseinandersetzen.
Durch Open Access werden im wissenschaftlichen Publizieren die Karten neu gemischt. Open Access ist ein Schwerpunkt auch der APE 2017.
Öh, war da nicht noch was mit russischen Piraten? Die in so einem Zusammenhang nicht zu erwähnen, kommt mir ein wenig weltfremd vor.