„Ein Programm, das für Unabhängigkeit im besten Sinne steht“, so die Vorstandsvorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung, Britta Jürgs, bei der Verleihung des Kurt-Wolff-Preises über den aktuellen Preisträger, den Christoph Links Verlag: „Die Bücher sind nicht mehr knallgelb, aber haben immer noch Signalwirkung. Sie stehen nicht nur, aber auch, für eine kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart im Spannungsfeld von Ost und West.“
Seit 2000 zeichnet die Stiftung die Arbeit eines unabhängigen Verlags aus und will so die vielfältige Verlags- und Literaturszene in Deutschland fördern. Die Auszeichnung ist mit 26.000 Euro dotiert, der 5000-Euro-Förderpreis ging an den Verlag Vorwerk 8.
Siegmund Ehrmann (MdB, Vorsitzender des Bundestagausschusses für Kultur und Medien), Christoph Links und Britta Jürgs (Vorstandsvorsitzende der KWS) Foto: Nicole Stöcker für buchreport.
Christoph Links, der 1989 mit 3 Mitarbeitern (heute 12) gestartet war, ist zwischen Dankbarkeit und Kritik hin- und hergerissen. So erfreulich es sei, dass unabhängige Verlage von der Bundesregierung gefördert werden (der Preis wir u.a. vom Staatsministerin für Kultur und Medien unterstützt), scheinen sich gleichzeitig die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für unabhängige verlegerische Arbeit zu verschlechtern. „Eine Attacke auf unsere Arbeit“ nennt Links die Verhandlungen um das neue Urhebervertragsrecht, dessen erster Entwurf es „reichen Großunternehmen und branchenfremden Konzernen“ ermöglicht hätte, Arbeiten von „mühsam aufgebauten Autoren“ nach fünf Jahren „wegkaufen“ zu können.
Vor drei Wochen hatte Links im Auftrag der Kurt-Wolff-Stiftung die Position der unabhängigen Verlage im Kulturausschuss des Bundestags vertreten und sei dort „zum Glück auf offene Ohren gestoßen“. Nun hoffe man, dass der vorgestern vom Kabinett verabschiedete überarbeitete zweite Entwurf im Gesetzgebungsprozess nicht „verschlimmbessert“ wird und „die existenzbedrohenden Regelungen endgültig außen vor bleiben“.
Als noch dringlicheres Problem sieht der auf Politik und Zeitgeschichte spezialisierte Sachbuchverleger die „juristischen Versuche, Verlage von den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften Wort und Bildkunst auszuschließen“. Bekanntlich hatte im November der Europäische Gerichtshof gegen die Beteiligung der Verlage an der belgischen Verwertungsgesellschaft entschieden. Sollte das Urteil des Bundesgerichtshofs am 21. April ähnlich ausfallen – was zu befürchten ist, weil „die gegenwärtige europäische Rechtslage kaum etwas anderes zulässt“ – könnte vielen unabhängigen Verlagen die Insolvenz ins Haus stehen.
Bei Christoph Links würden sich die aktuellen Rückzahlungsforderungen der beiden Verwertungsgesellschaften auf 51.000 Euro belaufen. „Die deutsche Verlagslandschaft stünde vor einer großen Verarmung“, apelliert Links an die deutsche Politik, sich für einen deutschen Sonderweg in dieser Angelegenheit einzusetzen oder auf eine europäische Änderung der Gesetze zu drängen.
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