Vor drei Monaten sickerte durch, der neue Bertelsmann-Chef wolle den Einfluss der Konzernzentrale stärken. Im Interview mit dem SPIEGEL (Ausgabe vom 13.2.2012) bestätigt Thomas Rabe (Foto: Bertelsmann), dass die Sparten künftig stärker zusammenarbeiten sollen.
Auf die Frage, ob das Prinzip der Dezentralität, die große Freiheit der Spartenchefs von RTL bis Gruner + Jahr, die zusammen auch den Vorstand bilden noch heilig sei, erklärt Rabe: „Schon Reinhard Mohn hat es lieber ,Delegation von Verantwortung‘ ge- nannt – und die war nie bedingungslos. Die Ergebnisse mussten stimmen. Uns stehen im Moment globale Spieler wie Facebook gegenüber, die alles andere als dezentral aufgestellt sind. Man muss sich deshalb die Frage stellen, ob es in einigen Bereichen nicht besser wäre, stärker zusammenzuarbeiten. Der Wunsch danach ist im Unternehmen durchaus ausgeprägt.“
Im Buchbereich zeigt sich die Dezentralität darin, dass die einzelnen Buchverlage beim Wettbieten um Lizenzen gegeneinander antreten – und sich erst im Finale, wenn die Rechtepreise entsprechend hoch sind, absprechen.
Laut „Manager Magazin“ (18. Nov./2011) sollen Investitionen, Neugeschäft und Personalmanagement künftig teilweise und komplett von Gütersloh aus gesteuert werden.
Rabe äußert sich auch zur Schwäche bei Random House. Das Wachstum des Buchgeschäfts „mag dort nicht eben stürmisch sein, aber das Geschäft wandelt sich gerade fundamental.“ So hätten E-Books in den USA schon einen Marktanteil von 22%. „Das Buch ist nicht tot, es verändert nur seine Vertriebsform.“ Er selbst bekomme von Random House alle Bücher auf der Bestsellerliste geschickt, im vergangenen Jahr über 200, „und einige lese ich auch“.
Mit Blick in die Zukunft erklärt Rabe, dass Bertelsmann aktuell rund ein Dutzend „Wachstumsplattformen“ definiere, nach dem Modell des bereits aufgesetzten Fonds, der das globale Bildungsgeschäft ausloten soll, in Europa, den USA sowie in Ländern wie Brasilien, Indien oder China.
In der vergangenen Woche hatte Bertelsmann ein leichtes Umsatzplus für 2011 vorgelegt (buchreport.de berichtete).
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