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Auch mit Bauchgefühl

Die Buchbranche ist „noch gar nicht richtig durch die disruptiven Elemente des digitalen Zeitalters erfasst worden“, rückt der IT-Experte Volker Smid, seit einem Jahr Geschäftsführer für Digitales und Technologie der Holtzbrinck Publishing Group, die Selbstwahrnehmung der Branche zurecht.

Smid tritt bei Klopoteks jährlichen Frühjahrskongress  Publishers‘ Forum (27./28. April in Berlin) auf (Thema: Alles unter einem Dach – Das Beispiel der Holtzbrinck Publishing Group). Vorab hat Smid in einem buchreport-Interview einige Pflöcke eingeschlagen:

  • Das E-Book-Geschäft habe zwar ein relativ hohes Volumen erreicht, aber das sei „reine Distribution“, so Smid: „Es wäre ein Trugschluss, zu sagen, wir sind jetzt digital geworden.“ Man müsse weiter und tiefer denken.
  • Dass sich die Buchbranche bei der Digitalisierung eher hinten anschließt, sei ein großer Vorteil, weil man in Ruhe feststellen könne, was die digitale Welttechnologie für einen bedeute.
  • Problem sei allerdings, dass man sich in Deutschland mehr mit Risiken als mit Chancen beschäftige. Sichere Anhaltspunkte gebe es nun mal nicht: „Man darf da auch auf sein Bauchgefühl setzen und eine Entscheidung für den Moment treffen.

Denn: „Keiner von uns kann vorhersagen, was die digitalen Monetarisierungsmodelle im Publikumsverlag in fünf bis zehn Jahren sind.“

Gefragt nach Orientierungspunkten für die IT-Strategie kleinerer und mittlerer Verlage, empfiehlt Smid, sich von Budgetierungsstandards à la 2% vom Umsatz zu lösen und flexibler zu agieren; absehbar müsse überproportional investiert werden. Dabei sei ein häufigerer Fehler im Mittelstand, selbst „zu viel Kabel zu legen und Server aufzubauen“.

Man solle sich in der IT von allem trennen, was einen nicht weiterbringt: „Wenn man erst all das ausgelagert hat und einfach einkauft, dann wird man überrascht sein, wie viele Möglichkeiten man auf einmal hat, sich den differenzierenden Merkmalen zuzuwenden.“

Volker Smid kommt aus der IT-Branche und gehört seit Februar 2014 zum Führungsgremium der Holtzbrinck Publishing Group, wie sich die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck international nennt. Das vollständige Panorama-Gespräch über Verlage, IT und die Digitalisierung der Branche, geführt von Michael Lemster, steht im buchreport.spezial Management & Produktion (als Supplement zum buchreport.magazin 5/14). Als Einzelheft hier zu bestellen.

Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion, anlässlich des Kongress‘ „Die Zukunft der transatlantischen Wirtschaftspartnerschaft“.

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