Die Attacke der Monopolkommission auf die Buchpreisbindung wird in den Medien sehr unterschiedlich eingeschätzt: Die Bandbreite der Kommentare reicht von Zustimmung bis Erschütterung:
- Die „FAZ“ plädiert dafür, die Buchpreisbindung ersatzlos zu streichen. Bücher blieben auch ohne Preisbindung eine tragende Säule der Kultur in Deutschland, meint Wirtschaftsredakteur Georg Giersberg. Das Buch sei aber nicht nur ein Kulturgut, sondern auch eine Handelsware: „Bei dieser nüchternen Betrachtung wird man erkennen, dass nicht alles heilig ist auf diesem Markt und mit Ewigkeitsanspruch ausgestattet.“ Die Monopolkommission habe zu Recht darauf verwiesen, dass die Preisbindung in ihrer jetzigen Form weniger dem Buch als solchem, als vielmehr dem Handel zugutekomme. Gleichzeitig schade es dem Buchhandel jedoch, dass er sich nicht dem Preiswettbewerb aussetzen müsse: „Der Glaube, dass damit der Strukturwandel verhindert werden kann, ist ein für viele Händler tödlicher Irrtum. Das Vordringen von Amazon ist durch die Buchpreisbindung nicht aufzuhalten.“ Entsprechend könne man ohne Preisbindung Strukturveränderungen bei den Verlagen, im Handel oder bei den Lesern schneller und besser erkennen.
- Auch die „NZZ“ schlägt sich auf die Seite der Monopolkommission und bewertet die Buchpreisbindung als „massiven Eingriff in die Wettbewerbsordnung“. Die Warnungen aus der deutschen Kulturbranche und -politik vor einer „geistigen Monokultur“ kann der Berlin-Korrespondent des Schweizer Blattes, Christoph Eisenring, nicht nachvollziehen, und verweist auf die Erfahrungen nach dem Fall der Buchpreisbindung in der Schweiz: Dort hätten es die traditionellen Buchläden zwar wegen des Strukturwandels nicht leicht, aber das sei auch schon vor der Aufgabe der Preisbindung so gewesen. Stattdessen sieht er positive Folgen, denn die Abschaffung habe die Branche zu mehr Eigeninitiative gezwungen, die Vielfalt an Veröffentlichungen in der Schweiz sei „weiterhin riesig“ und die Zahl der Verlage habe eher leicht zugenommen. „Man könnte die Sache in Deutschland also ziemlich entspannt sehen“, meint Eisenring, stattdessen arbeite sich die Branche an Amazon ab und unterschätze die Souveränität und Wünsche der Kunden. Sein Fazit: „Die Schweiz zeigt: Auch ohne feste Preise geht die Kulturnation nicht unter.“
- Der „Kölner Stadtanzeiger“ (Ausg. v. 30.5.) attestiert der Monopolkommission dagegen „Kulturferne und Banausentum“, weil sie der Buchpreisbindung ein klar definiertes Schutzziel abspreche. Kulturstaatsministerin Monika Grütters ärgere sich zurecht über die „unqualifizierte Kritik“, findet Frank Olbert. Dass der Handel mit Büchern in Deutschland noch relativ gut dastehe, sei eben auch ein Ergebnis der bisherigen Preispolitik. „Leider ist es nicht irgendein Gremium, das diese in Zweifel zieht. Das ist das eigentlich Erschütternde, und man kann nur hoffen, dass Monika Grütters nicht allein auf weiter Flur dasteht.“
- Im „Deutschlandfunk“ spricht sich Bestseller-Autorin Nina George für eine Beibehaltung der Regelung aus: Sie weist auf die negativen Entwicklungen in Ländern hin, in denen die Buchpreisbindung abgeschafft worden ist: Dort seien die Buchpreise im Durchschnitt gestiegen, der kleine, inhabergeführte Buchhandel im Sterben und eine Konzentration auf Bestseller zu registrieren. Das in der Diskussion von Befürwortern der Abschaffung vorgebrachte Beispiel der Schweiz tauge nicht, meint George. Dort gebe es auch negative Auswirkungen nach dem Fall der Buchpreisbindung, so seien etwa Programme kleiner geworden und Verlage könnten es sich nicht mehr leisten, auf Messen zu sein. Zudem sei der Schweizer Buchmarkt auch ein relativ kleiner, weshalb sie empfiehlt, nach Großbritannien zu schauen: Dort seien die Honorare für die Autoren nach dem Fall der Buchpreisbindung stark gesunken und vor allem die Ketten profitierten, während es die inhabergeführten Buchläden immer schwerer hätten zu überleben.
- Nach Einschätzung von lesen.net-Chefredakteur Johannes Haupt würde eine Abschaffung der Buchpreisbindung zwar gravierende Auswirkungen auf den stationären Buchhandel haben, im Digital-Bereich dagegen wenig ändern: „Hier sind regelmäßige Preisaktionen schon heute ein gewohntes Bild in den eBook Stores, um die Verkäufe des Titels beziehungsweise der Buchreihe anzukurbeln. Nur dass diese Aktionspreise derzeit eben von Verlagen respektive von Autoren initiiert werden und nicht von den Händlern (es sei denn Händler und Verlag sind identisch, Stichwort Amazon Publishing).“
Interessant ist, dass es einige Zeitungsjornalisten gibt, die aktuell von der Buchpreisbindung profitieren und für eine Freigabe sind. Wäre interessant zu sehen, wenn die „FAZ“ und ähnliche überall zu unterschiedlichen Preisen zu bekommen wäre.