Seit Jahren sind digitale Bücher das größte Thema in der Buchbranche. Am Strand und in der U-Bahn sind E-Reader aber zumindest hierzulande weiterhin Exoten. Doch der Erfolg des Apple-Tablet könnte das Interesse der Deutschen an der Bücher-Lektüre am Bildschirm schlagartig vergrößern.
Während sich Amazon bei absoluten Verkaufszahlen des Kindle-Reader weiterhin ausschweigt – aber weiterhin betont, das Lesegerät sei das meistverkaufte Produkt im kompletten Amazon-Sortiment – hat sich Apple gestern erneut in die Karten schauen lassen: Demnach hat das US-Unternehmen in 80 Tagen über drei Mio iPad-Geräte weltweit verkauft; bei seiner Keynote Anfang Juni hatte Apple-Chef Steve Jobs erklärt, alle drei Sekunden ein iPad an den Kunden zu bringen. Im Juli startet der Verkauf des iPad in neun weiteren Ländern, was den Absatz schlagartig verstärken dürfte.
Nur ein Bruchteil der Deutschen will Monofunktions-Reader kaufen
Wie sich diese Zahlen auf den deutschen Markt herunterbrechen lassen, bleibt unklar. Weder für Amazon, Sony noch die anderen Hardware-Anbieter gibt es verlässliche Verkaufszahlen; im Frühjahr hatte weltbild.de-Chef Klaus Driever gegenüber buchreport durchblicken lassen, in den letzten zwölf Monaten 10.000 Lesegeräte verkauft zu haben. Nimmt man die anderen Shops inklusive des deutschen Amazon-Geschäfts mit dem Kindle (das darunter leidet, dass nach wie vor kaum deutschsprachige Bücher zu kaufen sind) und den stationären Vertrieb (u.a. über Thalia) hinzu, könnte der Gesamtabsatz von E-Readern für 2009, optimistisch geschätzt, im niedrigen sechsstelligen Bereich liegen. In diesem Jahr, so eine Studie von Accenture (2000 befragte Personen), planten nur 3% der Deutschen, ein Lesegerät für elektronische Bücher zu kaufen – die jüngsten Preissenkungen bei den Reader-Anbietern könnten das Interesse der Deutschen jedoch erhöhen.
„iPad-Marktanteil unter den E-Readern über 50%“
Gegenüber den Mono-Funktionsgeräten dürfte die Verbreitung des Multifunktions-iPad in Deutschland schon kurz nach Markteinführung weitaus größer ausfallen. So hat das Statistikportal Statista zur Markteinführung des Apple iPad nach einer Befragung von 1000 Personen den Deutschland-Absatz in diesem Jahr auf 500.000 Geräte geschätzt; bis 2012 werde Apple rund 2 Mio iPads hierzulande absetzen können. „Das iPad wird wenige Monate nach Verkaufsstart der meistverkaufte E-Reader in Deutschland sein“, so die Prognose. Und: „Unter den E-Readern wird das iPad mit einem Marktanteil von deutlich über 50 Prozent eine dominierende Stellung hierzulande einnehmen.“
Zwar ist mit dem reinen iPad-Absatz noch nichts darüber gesagt, dass die iPad-Käufer das Gerät auch tatsächlich als Bücher-Lektüre-Bildschirm nutzen; doch nach der ersten Apple-Zwischenbilanz, einen Monat nach dem iPad-Launch, können sich die Bücher-Downloadzahlen durchaus sehen lassen.
Weitere Hochrechnungen der Statista-Studie:
- Den Deutschland-Umsatz mit E-Books, E-Paper und Apps durch den iPad liegt 2010 bei 16 Mio Euro; den größten Umsatz werden Software und Spiele gefolgt von E-Books erzielen.
- Die monatlichen Ausgaben für Textmedien wie elektronische Zeitungen oder Bücher werden bei iPad-Besitzern in den kommenden drei Jahren durchschnittlich bei rund 6 Euro im Monat liegen; 2011 geben die iPad-Besitzer rund 40 Mio Euro aus.
- In den kommenden Jahren werden E-Books umsatzstärker sein als E-Paper und E-Magazines; 2012 werden 0,7% der Umsätze des gesamten deutschen Buchmarkts auf E-Books für das iPad entfallen.
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