Der Plot ist düster, die Perspektive nicht: In dem dystopischen Gesellschaftsroman „Silo“ von Hugh Howey (Foto: Amber Lyda) müssen die Menschen seit Generationen streng hierarchisiert in einem unterirdischen Bunker leben. Die Außenwelt gilt als tödlich verseucht – bis sich der Protagonist aus den Tiefen des Silos auf den Weg nach oben macht. Weil die Story das Publikum fesselt, klettert auch der Titel derzeit auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover Belletristik ans Licht und schiebt sich vor auf Rang 32.
Howey ist ein Shooting-Star der amerikanischen Selfpublishing-Szene, der mit Amazons Direct-Publishing-Sprungbrett reüssierte. Lange Zeit sträubte sich Howey dagegen, mit einem klassischen Print-Verlag zusammenzuarbeiten – laut „Wired“ lag der Umsatz mit seinen „Wool“-Büchern (wie sie im englischen Sprachraum heißen) im Januar 2012 bei 12.000 Dollar, im Mai 2012 bereits bei 130.000 Dollar im Monat. Zu der Zeit habe Howey siebenstellige Angebote von Verlagen für die Hardcover-, Paperback und E-Book-Rechte abgelehnt, weil er das Geld allein mit den E-Book-Verkäufen im Jahr verdiene. Schließlich habe Simon & Schuster eine sechsstellige Summe ausschließlich für die Print-Lizenz geboten – und Howey willigte ein.
Hierzulande sicherte sich Piper die Rechte. Die Münchner haben für den Titel die ganze Web-Klaviatur bespielt und ein Experiment gewagt. Vor Veröffentlichung des Hardcovers (19,99 Euro) und des E-Books (15,99 Euro) wurde „Silo“ in digitalen Häppchen zum Preis von jeweils 3,99 Euro offeriert. Die erste Folge konnte als Appetitanreger kostenlos heruntergeladen werden (hier). Erkenntnis für Piper: „Es gibt keine Kannibalisierung. Im Gegenteil, wir haben durch diesen Mehrfachtrailer eine hohe Aufmerksamkeit erreicht“, konstatiert Thomas Tebbe, bei Piper Programmleiter Belletristik.
„Der E-Book-Markt ist ein Komplementärmarkt. Es gibt außerdem viele Leser, die neben der digitalen Ausgabe auch eine Printversion besitzen wollen“, schildert Tebbe. Die Münchner erwärmt in diesen Tagen auch eine weitere Aussicht. Der Stoff wird von Ridley Scott („Blade Runner“, „Prometheus“) verfilmt. Impulse aus dem Kino sind damit programmiert.
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