Die Sex-Diskussion wird Weltbild nicht mehr los. Nur vorübergehend hatte sich die Lage beim großen Medienvertreiber etwas entspannt: Die Katholische Kirche hatte honoriert, dass Weltbild sein Buchangebot von Erregungsprosa à la „Die Anwaltshure“ bereinigt hat, und will das Augsburger Unternehmen nun doch nicht mehr verkaufen. Eine kirchliche Stiftung als Gesellschafter soll als Puffer dienen zwischen der Amtskirche und den nicht immer mit deren Weltbild übereinstimmenden Büchern und Filmen.
Bei der Präsentation des internationalen Bestsellers „Shades of Grey – Geheimes Verlangen“, von dem auch Weltbild ordentliche Stückzahlen verkaufen will, führt der Spagat zwischen geschäftlichem Trieb und moralischem Gebot im digitalen Schaufenster zu Verrenkungen. „Es ist darauf hinzuweisen: Die hier beschriebene Unterwerfung der Frau widerspricht dem Welt- und Menschenbild, von dem wir uns als Buchhändler leiten lassen“, ist auf der Webseite des Shops weltbild.de ebenso zu lesen wie beim Schwesterunternehmen Hugendubel, deren Website Weltbild pflegt.
Jetzt gibt es einen erneuten Aufschrei, weil zwar das Unterwerfungs- und Fesselungsbuch „Shades of Grey“ mit Warnhinweis angeboten wird, das Aufklärungsbuch „Make Love“ von Ann-Marlene Henning und Tina Bremer-Olszewski dagegen gar nicht: Es ist im Online-Shop von Weltbild und Konzernschwester Hugendubel nicht zu finden.
„Aufklärung nein, Schmuddel-Porno ja, das kann einfach nicht die Einstellung der katholischen Kirche sein“, kritisiert der Verlag. Rogner-&-Bernhard-Verleger Till Tolkemitt: „Wir fordern Weltbild auf, keine Programmzensur zu betreiben und sowohl ,Shades of Grey’ als auch das viel wichtigere ,Make Love’ – das man quasi als Gegen-Porno und Pro-Liebesbuch bezeichnen kann, zu verkaufen.“ Ausschlusskriterium könnten die Ausführungen des Aufklärungsbuches zum katholischen Reizthema Abtreibung sein…
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