Wie wäre es mit der aktuellen Taschenbuch-Version von „Der Vorleser“ für 153,68 Euro? Oder Anne Franks „Tagebuch“ in der günstigen 7,95-Euro-Fassung für satte 167,66 Euro? Bei Amazon Marketplace auf amazon.de gibt es diese Angebote und noch viel mehr derselben Sorte: Preisgebundene deutsche Neuware, die von den Verkäufern zu völlig überhöhten Preisen angeboten wird.
Dass es sich nicht um Eingabefehler handelt, zeigt die Masse der Angebote. Und dass die viel zu teuren Bücher trotzdem gekauft werden, beweisen negative Kommentare. So steht in den Bewertungen von Verkäufer Switzbook u.a.: „Völlig überteuert! 26 Euro für ein Taschenbuch, welches nach empfohlenem VK 8,95 Euro kosten sollte. Habe so etwas noch nicht erlebt, passiert mir aber nie wieder.“ Ist aber passiert, und darauf spekulieren die Anbieter offenbar.
Teilweise sind die Angebote ein Verstoß gegen das deutsche Buchpreisbindungsgesetz, teilweise aber auch nicht. Wie Preisbindungsexpertin und Rechtsanwältin Verena Hofmeier von der Kanzlei Fuhrmann Wallenfels betont, dürfen Anbieter aus Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) hierzulande an sich in Deutschland preisgebundene Werke zu anderen Preisen anbieten. Der zitierte unzufriedene Switzbook-Kunde jedoch ist Opfer eines Preisbindungsverstoßes. Der angebliche „empfohlene VK“ ist nämlich ein gebundener Preis nach § 5 des Preisbindungsgesetzes, und der Anbieter sitzt in der Schweiz, also außerhalb des EWR. Laut Hofmeier ist die Preisbindung nicht nur nach unten, sondern eben auch nach oben zu beachten. „Wir beobachten vermehrt solche Preisbindungsverstöße auf Amazon Marketplace und gehen dagegen vor“, berichtet die Anwältin.
Sicherlich handelt es sich dabei um einen geschickten Streich der Buchlobby – endlich mal Aufmerksamkeit für den wahren Wert von Büchern gewinnen! Oder aber buy local mischt mit, wer weiss..