Der Trend zum Ausmalen hat Bücher, Zeitschriften und Kalender erfasst, die Verlage profitieren von der Buntstift-Sinnsuche. In Großbritannien könnten Verleger jetzt allerdings Probleme bekommen. Es drohen hohe Steuernachzahlungen, da unklar ist, welcher Steuersatz für die Malvorlagen angesetzt werden muss. Konkurrenz machen außerdem App-Anbieter, die die Freude an der Farbe erkannt haben und Malvorlagen für Smartphone und Tablet anbieten.
Printbücher und Kinder-Ausmalbücher sind in Großbritannien bislang von der Mehrwertsteuer befreit. Jetzt untersucht die britische Steuerbehörde Her Majesty’s Revenue and Customs (HMRC), ob Erwachsenen-Ausmalbücher ebenfalls als Bücher zu klassifizieren sind, oder ob sie unter die Kategorie „unvollständige Bücher“ fallen, für die der volle Mehrwertsteuersatz von 20% anfällt. Sollte das HMRC die Ausmalbücher dementsprechend klassifizieren drohen den Verlagen hohe Nachzahlungen.
Das Branchenmagazin „The Bookseller“ spricht von mehreren Millionen Pounds. 2015 wurden in Großbritannien 3,3 Mio Ausmalbücher für Erwachsene verkauft und damit ein Umsatz von 20,3 Mio £ gemacht. Kreuzworträtsel und Sudokus sind in Großbritannien, wie in Deutschland vom vollen Mehrwertsteuersatz ausgenommen. Warum Ausmalbücher es nicht sein sollten, erscheine unlogisch, meint Laurence King, Gründer von Laurence King Publishing (LKP), dem Verlag, in dem Johanna Basfords Ausmalbücher erscheinen. Dennoch hat der Verlag angekündigt, ab sofort zunächst den vollen Mehrwertsteuersatz anzusetzen, bis das HMRC eine Entscheidung getroffen hat.
Die Frage der Besteuerung der Ausmalbücher ist auch in Deutschland bekannt. So kritisierte die Steuerprüfung einen großen deutschen Händler dafür, Ausmalbücher für Erwachsene, aber auch Sticker-, Puzzle- und Sudoku-Bücher mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7% belegt zu haben, wie das „Börsenblatt“ berichtete. Während einige Verlage die Titel den Kindermalbüchern zuordnen (Steuersatz: 7%), gibt es andere, die die Bücher als Sammlung von Illustrationen (ebenfalls 7%) einstufen. In Einzelfällen sind auch Erwachsenen-Malbücher auf dem Markt, die mit 19% besteuert werden.
Während die Steuerfrage die Ausmal-Verlage umtreibt, haben sich zudem einige Anbieter von Ausmal-Apps in Position gebracht. So verzeichnen die beiden Apps Colorfy und Recolor in den USA bereits 10 Monate nach Start 2,3 Mio Nutzer, berichtet „Los Angeles Times“.
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