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»Auster und Yanagihara sind eindeutig zu billig!«

Mayersche Buchhandlung in Dortmund, Westenhellweg (Foto: buchreport/LS)

Buchhändler haben in einer buchreport-Umfrage mit 620 Teilnehmern mehrheitlich für höhere Preise plädiert: Bei Hardcover-Romanen votieren 61% dafür, dass Hardcover-Romane mehr als 20 Euro kosten. Mehr dazu hier.

Neben der Abstimmung über die Antwortvorgaben haben auch viele Buchhändler kommentiert mit Argumenten für oder gegen höhere Preise:

  • HC-Romane sollen mehr als 25 Euro kosten. Kunden kaufen Themen, die sie interessieren und Autoren von denen Sie sich was versprechen. Sie kaufen, vielleicht mit Ausnahme des Bahnhofsbuchhandels, nicht über den Preis. Seit einem Jahrzehnt „erfreuen“ wir uns stabiler Umsätze bei ständig steigenden Kosten. Neue Kunden gibt es nicht, ebenso wenig neue lohnende Geschäftsfelder. Höhere Preise sind die Chance auf steigende Umsätze.
  • Ab knapp 20 Euro ist der Preis ohnehin eher zweitrangig.

Hauptsache, die bescheuerten „Mehlpreise“ von 99 Cent fallen weg. Da jetzt die Banken und Sparkassen Geld für Münzgeld nehmen, müssen wir für 1 Rolle 1 Cent (Wert 0,50 Euro) 20 Cent als Gebühr bezahlen. Das macht keinen Sinn!

  • Der Preisanstieg bei Diogenes ist zu hoch.
  • Wichtig ist eine differenzierte Betrachtung. Dünne (Umfang) Bändchen, werden auch in Zukunft unter 20 Euro kosten. Alle anderen müssen über 20 Euro kosten. Leider hängen die Verlage wie Junkies an ihren Schwellenpreisen und den 99 Cent. Als Therapie hilft nur weitere und stetige Kritik aus dem Handel.
  • Viele Kunden in unserem Einzugsgebiet warten lieber auf das Taschenbuch, sobald ein Buch die 20 Euro „Hürde“ überschreitet.
  • Die Bestsellerliste zeigt doch, dass die Kunden bereit sind, mehr Geld für ein Buch auszugeben.

Die Kund/innen schauen durchaus nach einem angemessenen Verhältnis zwischen „Dicke“ und „Preis“ eines Buches. Daher meine Meinung/Erfahrung: Seitenreiche/aufwendige Hardcover dürfen ruhig Richtung 30 Euro kosten, „normale“ HC gerne leicht über 20 Euro und schmale HC unter 20 Euro.

 

 

  • Hanser Berlin hat Hanya Yanagiharas „Ein wenig Leben“ mit 28 Euro bepreist (960 Seiten).
    Hanser Berlin

    Schmale Titel sollten weiterhin bei 16 oder 18 Euro liegen. Gerade bei eher unbekannteren Autoren, die nicht gerade Auster etc. heißen, erleben wir es hier oft, dass die Kunden wegen hoher Preise auf das Taschenbuch warten.

  • Beispiele: Tóibín: „Nora Webster“, Hanser, ca. 380 S,) 26 Euro (viele verkauft), Auster: „4321“, Rowohlt, ca. 1200 Seiten, 29,95 Euro (viele verkauft), Safran Foer: „Hier bin ich“, Kiepenheuer, knapp 600 Seiten, 26 Euro (nicht gut verkauft), Yanagihara: „Ein wenig Leben“, Hanser, 28 Euro (viele verkauft), van der Kwast: „Fünf Viertel Stunden bis zum Meer“, Mare, 96 S. 18 Euro (sehr viel verkauft).
  • …aber nicht mit 0,99er-Preisen. Unsere Kunden kaufen lieber ein Buch das ehrliche 20/22/24 Euro kostet, als ein Buch für 19,99 Euro.
  • Auster und Yanagihara sind eindeutig zu billig! Wer für Colm Tóibín 26 Euro ausgibt, gibt für diese beiden auch 32 – 35 Euro aus.
  • Da es ja bereits seit einigen Jahren auch das Mittelding (Klappen-Broschur – hier bewegen sich die Preise von ca. 15 – 20 Euro) zwischen Taschenbuch und gebundenem Buch gibt, finde ich es richtig, wenn ein gebundenes Buch eben mehr als 20 Euro kostet.
  • Wichtig ist die Ausstattung. Auch in der Literatur kauft das Auge mit.

 

In Ostdeutschland sind in den kleinen Buchhandlungen, wie wir es sind, Hardcoverpreise ab 20 Euro ein Problem. Selbst Besserverdiener warten fast immer, bis das gewünschte Buch ins Taschenbuch kommt. Auch wenn wir wissen, dass sich die westdeutschen Buchhändler höhere Buchpreise wünschen, wir wünschen uns das nicht. Leider haben die Buchverlag vor Jahren mit ihren Billig-Preis-HC Reihen die Preise kaputt gemacht. Dadurch ist einer Akzeptanz von steigenden Buchpreisen extrem geschadet wurden. Dazu kommt der stark steigende Markt von gebrauchten Büchern, auch über den Buchhandel. Dort werden so gut wie neuwertige Hardcover zu sehr niedrigen Preisen angeboten. Da sich immer mehr Kunden über das Internet informieren, werden die viel billigeren Hardcover auch verstärkt gekauft und die teuren Neuausgaben Hardcover abgelehnt.

  • Es kommt auch auf den Umfang/Seitenzahl an. Umfangreiche Titel können auch mal 24,90 kosten…

Die Kunden kaufen nicht nach Preis. Also kaum ein Kunde beschwert sich, wenn das Buch 25 Euro kostet. Ein Blumenstrauß beim Floristen nebenan ist deutlich teurer…

  • Das hängt natürlich vom Umfang der Titel ab. Grundsätzlich befürworten wir die Anhebung der Preise. Die Kosten steigen seit Jahren, die Fachverlage verringern die Rabatte – auf Dauer funktioniert das nicht ohne höhere Preise, die dem Produkt völlig angemessen sind.
  • Wir haben viele Kunden, die bei teuren HC Romanen vom Kauf Abstand nehmen, warten aufs TB oder gehen in die Bücherei.

Für den Buchhändler sind die Ausgaben gestiegen (Miete, Personal…). Da ist es nur legitim, dass Bücher auch endlich etwas mehr kosten dürfen.

  • Vor allem bei literarischen Titeln, Bestseller-Autoren mit vielen Fans und bei im Feuilleton gut besprochenen Titeln spielt der Preis, bzw. die Preisschwelle kaum eine Rolle. Auch wenn wir dem Kunden einen Titel empfehlen, ist der Preis irrelevant. Die Schwelle ist eigentlich nur bei austauschbaren Unterhaltungstiteln ein Hemmnis.
  • Der Buchhändler steht mal wieder da und muss sich rechtfertigen, da „ja alles teurer“ wird.
  • Die Kunden, die Hardcover kaufen, sind durchaus bereit, höhere Preise zu bezahlen. Wer TB möchte, der wartet sowieso, egal ob das HC 19,95 oder 28 Euro gekostet hat.

Es geht überhaupt nicht um eine 20-Euro-Grenze, die wird unter- wie überschritten. Entscheidend ist nur, dass hinter dem Komma eine glatte Summe steht oder eine -,90 oder -,95 hinter dem Komma, auf keinen Fall eine „99“. Die allgemeine Fragestellung sehe ich schon als falsch an: Preis und Leistung müssen passen. Es gibt auch kurze Romane, die unter 20 Euro kosten sollen. Ein Cent darunter ist nur „Verarsche“.

 

Paul Austers aktueller Bestseller „4 3 2 1 “ fällt mit 29,95 Euro hochpreisig aus, hat aber auch stolze 1264 Seiten.

  • Ein Krimi-Hardcover sollte unter 20 Euro bleiben oder erst gar nicht in diesem Format erscheinen.
  • Sofern ein Geschenk im HC gewünscht wird, darf der Preis gern bei 22,99Euro liegen (lieber noch runde Preise, z.B. 23,00Euro). Wartet der Kunde selbst auf eine Neuerscheinung, spielt der Preis keine große Rolle, die Sucht muss befriedigt werden (eigene Erfahrung)!
  • Der Preis ist immer weniger ein Kriterium, der Buchhandel (sprich: die Verlage) hat es jahrelang versäumt, die Kunden an höhere Preise und entsprechend „wert-volle“ Produkte zu gewöhnen. Irgendeine Ergänzung zu einem elektronischen Spiel kostet locker 60 Euro und die Jugendlichen stehen um 7 Uhr Schlange !
  • Bei uns im Berliner Nordosten sind die Kunden durchaus noch ziemlich preissensibel. Änderung nicht zu erwarten.

Ein HC hat zu DM-Zeiten schon 39,90 gekostet, wird Zeit für eine Erhöhung.

  • Im Frühjahr ist bei uns die Schwelle um die 20 Euro leider fast immer ein Argument gegen das neue Buch! Die Frage, wann es denn als Taschenbuch käme, wird häufig gestellt. Im Herbst sieht das anders aus! Beim Geschenk gibt man auch gerne mehr aus. Da ist das gebundene Buch repräsentativer.
  • Unsere Erfahrung: 24-Euro-Schwelle, und bitte glatte Preise.
  • Wir müssen einfach an der Preisschraube ein wenig drehen – und haben da nun wirklich Nachholbedarf. Für 20 Euro bekommt man mittlerweile kaum noch einen Blumenstrauß…

Wenn der Kunde ein gebundenes Buch haben möchte, ist es für ihn nicht so wichtig, ob es über oder unter 20 Euro kostet. Er nimmt die Preissteigerung wie bei anderen Artikeln wohl oder übel hin.

  • HC-Romane über 20 Euro sind schwer zu verkaufen.
  • Gerade bei uns auf dem schwäbischen Land tun die Kunden sich schwer, HC-Titel über 20 Euro zu kaufen. „Da warte ich lieber auf das Taschenbuch“, heißt es bei uns leider öfters.
  • Vor allem sollten wieder „ehrliche“ Preise verlangt werden. Die 99 Cent mögen Kunden in Discount-Märkten verführen, Leser sind aber Menschen, die sich dadurch auf den Arm genommen fühlen.
  • Schüler, Studenten und Rentner verfügen zumeist nicht über größere Beträge. Will man diese Käufergruppen nicht ans Internet etc. verlieren, sollte das bedacht werden.

Ich wünsche mir, dass die Preise für HC-Romane innerhalb der nächsten 3–5 Jahre auf durchschnittlich über 30 Euro steigen.

  • So über einen „Kamm“ kann man das – meiner Meinung nach – nicht scheren. Zum einen zählt doch auch der Umfang, also ist es ein kleines aber feines gebundenes Buch mit 120 Seiten? Oder doch ein Wälzer mit fast 1000 Seiten? Zum anderen zählt auch die Bekanntheit eines Autoren: Fans von (zum Beispiel) Grisham, Moyes, Fitzek geben gerne auch mehr als 20 Euro für eine Neuerscheinung aus. Bei eher unbekannten Namen sind viele dann eher zögerlich, mehr als 20 Euro zu investieren.
  • Alle Preise steigen, da ist es nur logisch und richtig, dass auch Bücher endlich teurer werden damit wieder mehr Geld in der Kasse bleibt.

HC-Käufer sind meist Vielleser oder Buchliebhaber, die auf eine gute Ausstattung Wert legen und daher nicht preissensibel sind. HC werden darüber hinaus gerne als Geschenk gekauft, dann soll das Buch repräsentativ sein. Das Beispiel Diogenes hat bewiesen, dass Preise über 20 Euro den Verkauf nicht rückläufig beeinträchtigen.

  • Es gab mal eine sauteure Marketingkampagne für das Buch „Musashi“ von Yoshikawa Eiji. Der Verleger fragte die Buchhändler „Darf ein Buch über 50 DM kosten?“ Meine Antwort war „Ja es muss sogar“. Daran hat sich eigentlich nichts geändert. Jeder, der einen Blumenstrauß beim Floristen holt, weiß genau wie viel er dafür auf die Theke blättern muss. Schade, dass dies im Buchhandel nicht mehr so ist.

Verlage, die HC in Leinen herausgeben sollten dieses irgendwie auf dem Cover transparent machen und deutlich machen, dass die Ware bibliophil ist! Wenn die Bücher allerdings nur 150 Seiten haben, wie zum Teil bei Diogenes, sollte man mit Preisen über 20 Euro etwas vorsichtig sein.

  • Martin Suters „Elefant“: Für 352 Seiten werden 24 Euro fällig. Diogenes war einer der ersten Verlage, der sich für höhere Preise entschieden hat.

    Möglichst 25 Euro und mehr, Buchkäufer sind nicht verarmt!

  • Ich bin sehr froh darüber, dass die 19,99er Schwelle nun endlich passé ist! Mittlerweile ist das kein Thema mehr, vielleicht haben wir Buchhändler auch unseren kleinen Anteil daran. Sollten wir es endlich geschafft haben, überzeugender im Verkaufsgespräch aufzutreten und überzeugter vom Produkt? Wir jedenfalls geben unseren Mitarbeitern immer weiter, dass wir keine Bücher verkaufen, sondern Emotionen. Und wenn wir es damit schaffen, das richtige Buch an den Käufer zu bringen, ungeachtet des Preises, dann freue ich mich sehr darüber!
  • Für 25 Euro isst eine 3-köpfige Familie von Freitag bis Sonntag…

Zahlreiche Kurz-Kommentare plädieren außerdem für den generellen Verzicht auf die 99-Cent-Preisendung, wegen der Wechselgeldkosten und der emotionalen Abwertung von Büchern durch Discountpreise.

Kommentare

1 Kommentar zu "»Auster und Yanagihara sind eindeutig zu billig!«"

  1. Gerlinde Droste | 2. März 2017 um 13:18 | Antworten

    Bücher sind die einzige mir bekannte Warengruppe, die seit Einführung des Euro nicht teurer geworden ist. Ein TB kostete vor 15 Jahren 19,95 DM, und ein HC 39,95 DM, nur glaubt einem das heute keiner mehr. Für eine Cola oder einen Kaffee im Restaurant hätte aber keiner 6 DM gezahlt! Also: Her mit den höheren Preisen. Auch ein TB darf bei entsprechendem Umfang gern 12,99 oder 13,99 Euro kosten. Warum muss 9,99 auf einer Charlotte Link stehen? Das TB kaufen die Leute sowieso, fast egal, was es kostet. Dann könnten die kartonierten Bücher auf 14,99 bis 19,99 Euro rutschen, und die HC auf 22,99 bis 32,99 Euro.

    Die 99 Cent können in meinen Augen ruhig bleiben. Immerhin sind das 9 Cent pro verkauftem Buch mehr, da macht es die Masse: 10 Euro am Abend mehr in der Kasse haben oder nicht? In allen anderen Branchen zahlen die Leute ja auch diese 99 Cent, warum also nicht im Buchhandel? Machen wir uns doch nichts vor, das ist Psychologie: Unbewusst entscheiden wir uns für das günstigere Angebot, auch wenn uns im Kopf klar ist, dass 20 Euro und 19,99 Euro auf das Gleiche hinauslaufen. Bei den 99er-Schwellenpreisen geht es eher darum, einen Artikel überhaupt oder eben nicht zu kaufen, nicht, sich zwischen zweien zu entscheiden.

    Ich zahle bei der Sparkasse für meine 1-Cent-Rollen keine 20 Cent, sondern 40 Cent mit der Folge, dass dich gar keine Cent-Rollen mehr hole, sondern meinen Kunden das Kleingeld-tauschen anbiete. Ich „verkaufe“ das als Service, die Kunden freuen sich, dass ihr Portemonnaie dünner wird, und ich habe Wechselgeld.

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