Drei Wochen lang war der Schwarzwälder Autor José F. A. Oliver im September unterwegs auf den alten Holzwegen vom Schwarzwald bis nach Amsterdam. Zu Fuß, mit Auto, Schiff und Bahn führte ihn seine Reise auf den Spuren der Flößer entlang der Flüsse Nagold, Enz, Neckar und Rhein. Regelmäßig berichtete er in Rundfunk und Presse von seinen Begegnungen. Inzwischen ist Oliver wieder in den heimischen Schwarzwald zurückgekehrt und wird am 17. Oktober gemeinsam mit dem holländischen Autor Otto de Kat und dem Freiburger Percussionisten Michael Kiedaisch die Baden-Württembergischen Landesliteraturtage in Nagold eröffnen.
Anfang der 80er Jahre wurden die Baden-Württembergischen Literaturtage von der Landesregierung ins Leben gerufen, um „der Literatur des Landes im großen Rahmen Gehör zu verschaffen“. Das erste Festival fand 1983 in Ulm statt, in diesem Herbst wird nun die Stadt Nagold die Jubiläumsauflage der 25. Literaturtage ausrichten. Rund 70 Schriftsteller werden in den drei Veranstaltungswochen erwartet und unter dem Festivalmotto „HolzWege“ mit Lesungen, Konzerten, literarischen Wanderungen und Hörspielnächten vorgestellt. Darunter bekannte Autoren wie Wilhelm Genazino, Sasa Stanisic, Jagoda Marinic, Hanns-Josef Ortheil, Hermann Bausinger, Thommie Bayer, Peter Prange und Karl-Heinz Ott sowie die Schauspieler und Sprecher Christian Brückner, Karoline Eichhorn und Wolfgang Höper, um nur einige Namen herauszugreifen.
„HolzWege“ steht bei den Literaturtagen nicht für die sprichwörtliche Sackgasse, sondern bedeutet vielmehr, „sich ins Unfertige, Widerspenstige, Struppige zu begeben“, wie es der Philosoph Hajo Eickhoff formuliert hat. „Der Weg muss immer wieder neu bereitet, begangen, seine Richtung geändert werden“ – ein stimmiges Bild auch für die politischen und sozialen Umbrüche der vergangenen 25 Jahre, mit denen sich die Schriftsteller literarisch auseinanderzusetzen hatten. So wird eine Veranstaltung mit den Autoren Günter Wallraff, Annette Pehnt und Joachim Zelter die Veränderungen in der Arbeitswelt und deren literarische Darstellung beleuchten. Einen großen Stellenwert nimmt bei den Literaturtagen auch der Kriminalroman ein, die Literaturgattung, die in den letzten Jahren am mutigsten gesellschaftliche Themen aufgegriffen hat. Mit dabei sind u.a. die Krimiautoren Ingrid Noll, Christine Lehmann, Oliver Bottini, Ulrich Ritzel, Wolfgang Schorlau und Heinrich Steinfest. „HolzWege“ steht aber ebenso für Nagolds Tradition als bedeutende Möbelstadt und ihre geografische Lage am Rande des Schwarzwalds – Themen, die sich in mehreren Veranstaltungsschwerpunkten widerspiegeln.
Mit einer ungewöhnlichen Veranstaltung wird am Eröffnungswochenende auf das Literaturtage-Jubiläum eingegangen: In einer 25-Stunden-Lesung von Samstag auf Sonntag stellen 25 Vorleserinnen und Vorleser, darunter auch mehrere bekannte Autoren, ihren verstorbenen Lieblingsschriftsteller der baden-württembergischen Literaturgeschichte vor. Und am Sonntagabend beleuchtet der Südwestrundfunk in einer Revue mit Autorengesprächen, Lesungen, Originalrundfunkbeiträgen und Live-Musik literarische Strömungen und Seitenpfade des vergangenen Vierteljahrhunderts. www.literaturtage-nagold.de
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