Barbara Laugwitz fährt erstmals zur Frankfurter Buchmesse als Ullstein-Verlegerin. Sie sei „die bekannteste Unbekannte im deutschen Literaturbetrieb“ schreibt der „SPIEGEL“ (Nr. 42 vom 12.10.2019, S. 124). Im knapp 4 Seiten umfassenden SPIEGEL-Gespräch schildert die 48-Jährige ausführlich ihre Kündigung als Rowohlt-Programmgeschäftsführerin durch Holtzbrinck-Buch-CEO Joerg Pfuhl in der Stuttgarter Konzernzentrale („ganze 10 Minuten“, „Ich begriff die Welt nicht mehr“) im August 2018. Die Ablösung und Einsetzung von Florian Illies als Rowohlt-Verleger hatte vergangenes Jahr für viel Wirbel gesorgt (s. dazu: Warum kommt es zum Personalwechsel an der Rowohlt-Spitze? (PLUS) und „Sie haben nicht gescheut, uns ins Gesicht zu lügen.“ und Spekulationen zwischen Sexismus und Verlagsphilosophie)
Rückblickend glaubt Laugwitz, dass ihr Rauswurf schon 2017 geplant war, um Illies einzusetzen: „Seit Ende 2017 hatte ich das Gefühl, dass mir immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden.“ Und: „Heute glaube ich: Rowohlt sollte unter mir keine ungeplanten Erfolge mehr haben.“ Eine wirtschaftliche Begründung gebe es für ihre Ablösung nicht: „Solange ich Verlegerin war, gab es […] jedes Jahr Millionengewinne.“
„Solange ich Verlegerin war, gab es jedes Jahr Millionengewinne.“
Barbara Laugwitz widerspricht auch der Deutung, dass sie ein schwieriges Verhältnis zu Mitarbeitern gehabt habe. Allerdings räumt sie durchaus ein, es sei nicht immer leicht, mit ihr zu arbeiten, denn sie gehe offensiv auf Probleme zu und Konflikten nicht aus dem Weg. „Außerdem arbeite ich viel, und ohne es zu merken, erwartet man das Gleiche dann oft auch von anderen, und ja, ich sollte darin nicht ganz so unnachgiebig sein, ganz bestimmt.“
Die feministische Kritik an ihrer Kündigung (u.a. durch Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek: „Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall“), relativiert Laugwitz: Sie habe zwar immer männliche Vorgesetzte habe, aber die hätten sie allerdings „sehr unterstützt, gefördert, vorangebracht“. Und letztlich habe sich jetzt alles gut gefügt: Laugwitz sei glücklich, bei Ullstein zu sein. Sie sei von allen Mitarbeitern herzlich aufgenommen worden und sie gehöre ohnehin nach Berlin. Ihren Rowohlt-Nachfolger Illies kenne sie nicht, höre aber nur Gutes.
Im Interview geht es weiterhin um Laugwitz‘ Arbeitsweise und über den Zustand der Buchbranche: „ich bin jetzt über 20 Jahre in der Verlagswelt und habe eigentlich noch nie gehört, dass es der Branche gut geht, immer gab es irgendeine Krise. So wird es wahrscheinlich bleiben, und trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass das Buch widerstandsfähig ist. Es wird überleben.“
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