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Barlach ist ein Abgrundböser, ein Unhold

Im Streit um die Vorherrschaft bei Suhrkamp soll der frühere Kulturstaatsminister Michael Naumann jetzt vermitteln. Der langjährige Suhrkamp-Autor Adolf Muschg richtet sein Hilfegesuch sogar an die Staatsführung. Inzwischen distanzieren sich immer mehr Autoren von Hans Barlach.
Seit dem vergangenen Samstag liege dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach ein Gesprächsangebot der Familienstiftung und der Geschäftsführung des Suhrkamp Verlags vor, meldet die „FAZ“. Naumann solle als Mediator agieren. Bislang habe Barlach allerdings noch nicht auf das Gesprächsangebot reagiert.
Der langjährige Suhrkamp-Autor Adolf Muschg hatte zuvor im „Deutschlandfunk“ (14.12.)  ebenfalls einen Vermittler ins Spiel gebracht – und dabei mit  Bundespräsident Joachim Gauck sogar direkt an die Staatsführung appelliert, im Streit zu vermitteln. Es sei eine Instanz erforderlich, die „glaubwürdig“ und „mit hinlänglicher Autorität ausgestattet ist, um ein Schiedsgericht zwischen den Gesellschaftern herbeizuführen[…]“. Die Fortführung der Prozesse sieht er hingegen nicht als zielführend, da sich die Probleme weiterhin auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten beschränken. Stattdessen müsse man eine andere Ebene finden, um die Probleme bei Suhrkamp neu zu verhandeln. 
Im Suhrkamp-Lager haben sich in den vergangenen Tagen immer mehr Autoren kritisch zu Barlach geäußert:
  • Peter Handke ist von Barlach nicht begeistert. In der neuen „Zeit“ dieser Woche schreibt der Autor: „Aber da, da ist, nein handelt ein von Grund auf Böser, ein Abgrundböser. Ein Unhold. Und der steht auf dem Boden des Rechts? Er wühlt darin, läßt darin wühlen die Horde der schwerbezahlten Mit-Unholde. Nicht recht so.“ Handke wirft Barlach vor, im Verlag nach der alleinigen Macht zu streben. „Der leibhaftige HB hat, als Neueinsteiger in unseren Verlag, in unser Haus, von Anfang an keinen guten Willen gezeigt, und nicht nur war er bar jeden guten Willens, oder meinetwegen jeder bona fide, vielmehr voll, prall, aufgeblasen prall des bösen Willens, oder der mala fide, und das ist, Moment für Moment, bis zum heutigen Tag so geblieben, womöglich noch verstärkt.“ Aber Handke macht Barlach ein Friedensangebot: Er würde das Drama „Der blaue Boll“ von Barlachs Großvater, dem Bildhauer Ernst Barlach, in andere Sprachen übersetzen, wenn der Enkel sich um das literarische Werk des Großvaters, bislang beim Piper Verlag, in einem anderen Verlag verdient machen könne. 
  • Als „Alptraum“ bezeichnet Autorin und Heinrich-von-Kleist-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff die Pläne von Minderheitseigner Barlach in einem Beitrag in der „Süddeutschen Zeitung“ (15.12.). Dieser hatte angekündigt, bei einem Führungswechsel weniger auf Novitäten setzen zu wollen, sondern sich primär auf die Backlist zu konzentrieren. Lewitscharoff zieht daraus ihre Konsequenzen: „Sollte es zum Schlimmsten kommen, reiße ich sofort aus.“
  • Auch Uwe Tellkamp („Der Turm“) reagiert mit Blick auf Barlach distanziert. Im „Focus“ (17.12.) erklärt der Autor: „In einem Verlag, dessen Betreiber sagt, dass man keine neuen Bücher zu machen braucht, sondern nur die Backlist ausquetschen solle, möchte ich nicht sein.“ 
  • Auf eine Einsicht Barlachs hofft Peter Sloterdijk nicht mehr. Der Philosoph sieht in einer Trennung der Eigentümergesellschaft „die sinnvollste und menschlich einzig mögliche Lösung.“ So habe der Verlag die Chance, sich in einem kleineren Format neu zu sammeln. Außerdem fehle die Bereitschaft der Verlagsmitarbeiter, mit Barlach zusammenzuarbeiten. „Die Verachtung für Herrn Barlach ist, so weit ich mich im Hause umgehört habe, einfach zu tief“, wie er im „Focus“ (17.12.) erklärt. 
  • Im „Spiegel“ (17.12.) meldet sich der Autor Stephan Thome („Fliehkräfte“) zu Wort. Der Verlag werde Barlachs Gewinnerwartungen nicht erfüllen  können, ohne dabei seinen „Ruf zu ruinieren“. Barlach hätte lieber seine Anteile verkaufen sollen, statt einen Verlag schaffen zu wollen, den „außer ihm niemand braucht“. 
  • Hans Magnus Enzensberger stellte sich in einem Interview in der „Zeit“ der vergangenen Woche (13.12.) ebenfalls gegen Barlach und hinter die Arbeit von Berkéwicz als Verlegerin: „Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass Ulla Berkéwicz mit Autoren umgehen kann und dass sie ein Programm auf die Beine gestellt hat, das sich sehen lassen kann.“ 

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