Das Bücher-Geschäft der US-Verlage im Ausland wächst. Besonders hoch im Kurs ist der deutsche Buchmarkt. Im Interview erklärt der New Yorker Verleger Dennis Johnson, warum er ein großes Wachstumspotenzial sieht.
US-Verleger Dennis Johnson über das Deutschland-Geschäft
Beeindruckende Englisch-Abteilungen
Johnson ist Ko-Verleger des New Yorker Verlags Melville House, den er mit seiner Ehefrau Valerie Merians 2001 gegründet hat. Johnsons Blog „MobyLives“ ist Kult.
Der deutsche Markt wird für Bücher US-amerikanischer Provenienz immer wichtiger. Ist das Zufall oder das Ergebnis zielstrebiger Export-Anstrengungen?
Zufall wohl eher nicht, denn in New York hat es sich seit Harry Potter herumgesprochen, dass die Deutschen gern nach englischsprachiger Originalliteratur greifen und dass dort ein solventer Markt existiert.
Was wissen Sie über die Käufer Ihrer Bücher?
Nicht so viel, wie ich gern wissen würde – abgesehen davon, dass viele Deutsche die englische Sprache sehr gut beherrschen. Wir werden von Random House ausgeliefert und ich kann genau nachvollziehen, welche Händler unsere Bücher führen und wie sie sich verkaufen, aber ein Käuferprofil lässt sich daraus nicht ablesen.
Melville House hat kürzlich einen Schwesterverlag in London eröffnet. Wollen Sie näher am kontinentaleuropäischen Markt sein?
Wir werden zunächst unsere Bücher in Großbritannien promoten und dann dort auch eigene Titel herausbringen. Und natürlich haben wir den Kontinent genau im Blick, vor allem Deutschland, wo ich noch großes Wachstumspotenzial sehe. Als ich kürzlich in Berlin war, haben mich die englischen Abteilungen in den Buchhandlungen stark beeindruckt. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, die eigenen Bücher dort im Regal zu sehen.
Öffnen starke Exporte und das damit verbundene Wissen über den jeweiligen Markt möglicherweise auch umgekehrt in New York Türen für deutsche Bücher?
Was Melville House angeht, funktioniert das Geschäft sicherlich in beide Richtungen, denn wir haben regelmäßig Übersetzungen deutschsprachiger Autoren im Programm. Das geht von Hans Fallada bis Wolf Haas oder Jakob Ajouni. Ansonsten ist die Frage schwer zu beantworten. In dem Maße, in dem die großen Verlagskonglomerate noch größer werden, wird es immer weniger Übersetzungen geben, weil sich alles nur darum dreht, wie viel unter dem Strich als Gewinn herauskommt. Auf der anderen Seite erhalten kleinere Verlage die Chance, sich mit guten Übersetzungen zu profilieren.
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