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Bei der Software-Beschaffung auch Leasing-Option prüfen

Verlage müssen immer mehr in ihre IT investieren. Bei der Finanzierung heißt eine Alternative IT-Leasing.

Verlagsbudgets sind meist knapp. Dies gilt auch für IT. Gut, dass es Software-as-a-Service gibt. Allerdings gibt es dort Einschränkungen: Bei Weitem nicht jede Software kann so genutzt werden, und je nach Konfiguration kommt Software-as-a-Service oft teurer als Systeme, die auf klassische Art lizenziert werden.

Als eine weitere flexible Alternative für Hard- und Software-Beschaffungen kommt auch Leasing in Betracht, denn grundsätzlich lässt sich auch Verlags-IT leasen. Bekannte Software-Hersteller arbeiten mit Leasingunternehmen zusammen. Es lohnt sich also durchaus, anzufragen und zu vergleichen, wenn eine Verlagssoftware zu beschaffen ist.

Wie Leasing funktioniert
Leasing bietet zahlreiche Modelle, die die Liquidität der Kunden-Unternehmen schonen und ihnen mehr Planungssicherheit geben. „IT-Leasing kann eine Optimierung der Bilanz ebenso bewirken wie zusätzliche Liquidität. Ein verbessertes Kreditrating ist ein zusätzlicher Effekt“, fasst der Berater Horst Armbruster (MarkeTeam Consulting) die Vorteile zusammen (zu Vor- und Nachteilen s. auch die Gegenüberstellung auf S. 12)
Das Grundprinzip des Leasings ist, dass der Leasinggeber – also zum Beispiel ein Finanzinstitut – Eigentümer einer Sache wird und lediglich Nutzungsrechte an den Nutzer überträgt. Nach Ende der Leasingdauer fallen die Nutzungsrechte an den Leasinggeber zurück. Dieser hat die Möglichkeit, die Sache anderweitig zu verwerten oder dem Leasingnehmer erneut für eine weitere Leasingperiode zu offerieren – dies sind die bekanntesten zwei von unzähligen Varianten, die die Leasinggeber anbieten. Bekannt ist das Leasing von Autos und Maschinen: Fast zwei Drittel des Leasingvolumens in Deutschland entfallen auf Straßenfahrzeuge, aber auch in der Industrie, etwa bei Druckmaschinen, ist das Anlagen-Leasing üblich.

Die technische Entwicklung bringt es mit sich, dass ein immer größerer Anteil der IT-Investitionen auf Software und auf alle vor- und nachgelagerten Kosten von Einführungsprojekten (Beratung, Daten-Migration, Schulung usw.) entfällt: „Für die Leasing-Unternehmen bedeutet dies auch, sich auf das Angebot von gesonderten Software-Leasingverträgen sowie ergänzenden Serviceleistungen einzustellen“, sagt Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen.

Software-Leasing im Verlagsumfeld
Eine Umfrage bei Software-Herstellern aus dem Verlagsumfeld zeigt allerdings, dass viele Anbieter ihren Kunden andere Finanzierungen vorschlagen. Als Grund geben sie an, dass eine – wie bei Verlagen üblich – stark angepasste Software nur schwer weiterverwertet werden kann. Diese Einschränkung schlägt ungünstig auf die Leasingrate durch, also auf die laufende Gebühr, die der Leasingnehmer zu zahlen hat. Ein weiteres Hindernis liegt in der Tatsache, dass Verlagssoftwares oft Komponenten anderer Software-Hersteller enthalten. Hersteller von Verlagssoftwares sind in solchen Fällen an die Bedingungen und Vorgaben der Fremdhersteller gebunden.

Aber grundsätzlich ist Leasing eine Option für Verlagssoftware:

  • Microsoft erlaubt zwar nicht, seine Business-Software zu leasen. Die Navision Solution Center bieten bei ihren Installationen Leasing-Lösungen außerhalb der Microsoft-Lizenzen an.
  • Bei Klopotek, das auf einer Oracle-Datenbank läuft, gibt es keinerlei Hindernisse; die Software lässt sich problemlos leasen.
  • Verlagssoftware-Hersteller Juni.com sieht ebenfalls kein grundsätzliches Problem im Leasing. Seine Verlagsdatenbank basiert auf Filemaker, der von einer Apple-Tochterfirma entwickelt wird.
    Software-Hersteller stehen dem IT-Leasing neutral gegenüber, betont Juni.com-Geschäftsführer Florian Keck, solange die Zahlungen fließen und das Projekt in beiderseitigem Interesse ungestört ablaufen kann. Man rede mit jedem Kunden bei Bedarf über alle Finanzierungsmöglichkeiten: „Wir stellen immer wieder fest, dass Leasing eine realistische Alternative ist. Die Zahl der Abschlüsse auf Leasingbasis hält sich aber in Grenzen.“

Planungssicherheit und Liquidität

Auch große Projekte wurden in der Verlagswelt in der letzten Zeit auf diesem Weg gestemmt, so etwa das SAP-Projekt, das ein großes süddeutsches Verlags- und Versandhaus per Sale-and-Lease-Back finanziert, also an einen Leasinggeber verkauft und zurückgemietet hat – in diesem Fall an die Deutsche Leasing.
Die Leasingwirtschaft wird nicht müde zu betonen, dass ihr Angebot maßgeschneiderte Finanzierungslösungen vorsieht. Dennoch weist der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen im ca. 4 Mrd Euro schweren IT-Bereich einen flauen Trend aus:

  • Die Leasingquote, also der Anteil des Leasings an den Gesamtinvestitionen, pendelt seit 2012 um die 12%.
  • Das Volumen in der Objektgruppe Büromaschinen und EDV ist 2015 um rund 2% zurückgegangen – genauer differenziert die Statistik nicht.

Bezahlen, wenn die Investition greift
Das beim Leasing entstehende Dreiecksverhältnis zwischen Anwender, Software-Hersteller und Leasinggesellschaft wird durch drei bilaterale Verträge näher bestimmt. Die Leasingfinanzierung kann nach dem Ermessen des Anwenders bereits am Anfang der Projektierungsphase beginnen. Dies sei besonders bei solchen Softwareprojekten sinnvoll, deren reiner Lizenzanteil verhältnismäßig niedrig ist, sagt Norman Hoppen, Bereichsleiter von BfL-Leasing, der als IT-Spezialist zur VR Leasing gehört. Bei großen SAP-Projekten liegt der Wert der Software-Lizenzen manchmal nur bei etwa 20% des gesamten Projektwerts. In solchen Fällen finanziert der Leasinggeber auch Organisations- und Prozessberatung sowie Konzepte vor und zahlt an die Leistungsanbieter im Projektverlauf nach Abnahme eines Teilprojekts durch den Anwender. Zur Vermeidung von Reibungen im Projektverlauf empfiehlt es sich, die Bedingungen für die Abnahme im Vorhinein genau zu regeln.

Völlig unberührt vom Projektgeschehen sind die Leistungsbeziehungen zwischen Leasinggeber und Leasingnehmer. Weithin üblich im IT-Leasing und unter Umständen sehr charmant ist das „Pay-as-you-earn“-Verfahren: Der Anwender erhält Zahlungsaufschub bis zur Produktivsetzung des kompletten Systems, und die Leasingraten werden erst ab dem Zeitpunkt fällig, an dem tatsächlich Geld verdient wird. Sie können sogar dem erwarteten zeitlichen Verlauf der Zahlungseingänge angepasst werden, erklärt Salvatore Cinefra von der Deutschen Leasing.

Verlage sprechen ungern über die Finanzierung ihrer Projekte. Wenn die Entscheidung oft zuungunsten des Leasings fällt, könnte dabei der finanzielle Reiz lang laufender, abgeschriebener Infrastrukturen eine Rolle spielen, wie IT-Leiter Stefan Kaserer von der Münchner Verlagsgruppe mutmaßt.

Vor- und Nachteile beim Leasing von IT

Pro

  • Der Finanzierungsaufwand aus der Investition verteilt sich auf die wirtschaftliche Nutzungsdauer. Hier besteht Gestaltungsspielraum z.B. per Restwertvereinbarung.
  • Die Liquidität wird geschont, indem Kreditlinien nicht belastet werden.
  • Die Investition ist bilanzneutral, d.h. dadurch, dass die Leasinggesellschaft das Objekt bilanziert, wird im Vergleich zur klassischen Finanzierung Ihre Bilanz verkürzt und somit eine höhere Eigenkapitalquote ausgewiesen. Wichtig: Hierzu müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein wie z.B. der Ausschluss einer Kaufoption.
  • Die Leasingrate ist ein fest kalkulierbarer Aufwand, der auch langfristig nicht durch Zinsänderungen oder vergleichbare Schwankungen der Konditionen beeinflusst werden kann.
  • Steuerliche Vorteile können je nach Vertragsgestaltung auftreten, da die Leasingrate in der Regel als Betriebsausgabe verrechnet wird. Zudem fließen Leasingraten nicht bei der Ermittlung der Dauerschuldzinsen für die Gewerbeertragsteuer ein. Daher sollte eine individuelle Bewertung durch einen Steuerberater erfolgen.

Contra

  • Zum Teil erlaubt dies auch die klassische Investitionsfinanzierung über einen Kredit, den zum Beispiel die Hausbank ausreicht.
  • Bei einer Refinanzierung der Leasinggesellschaft über Ihre Hausbank kann dieser Effekt verloren gehen.
  • Bei einem Rating wird dieser Effekt häufig neutralisiert. Hier wird das Leasing rechnerisch wie eine Finanzierung betrachtet. Seit 2005 kann die für viele Firmen bindende Umstellung auf IAS-/US-GAAP-Standards dazu führen, dass geleaste IT-Lösungen doch bilanziert werden müssen. Dies ist abhängig von der Vertragsgestaltung.
  • Damit ist die Leasingrate auch ein Fixkostenblock, der langfristig erwirtschaftet werden muss, denn ein Leasingvertrag ist in der Regel unkündbar (Ausnahme: kündbare Verträge und frühere Optionstermine).
  • Die Leasingrate setzt sich zusammen aus Zinsen, Kosten für die Nutzung und zusätzlich Bearbeitungskosten sowie Gewinnmarge der Leasinggesellschaft. Dies führt zu höheren Finanzierungskosten im Vergleich zu einer klassischen Finanzierung.

Quelle: MarkeTeam Consulting

Text: Michael Lemster

aus: buchreport.spezial Management & Produktion 2016

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