Chapitre, zweitgrößte französische Buchkette, kämpft ums Überleben: Der Finanzinvestor Najafi will die früheren Bertelsmann-Clubs so schnell wie möglich loswerden. Notfalls einzeln statt am Stück.
Nachdem das Filialnetz bereits im laufenden Jahr kräftig ausgedünnt wurde, sollen die 56 verbleibenden Buchhandlungen binnen eines Jahres abgestoßen werden, lautet die neue Ansage der Geschäftsführung. Nach einem Bericht von „Livres Hebdo“ will Chapitre-Chef Michel Rességuier notfalls für jeden einzelnen Standort individuelle Käufer suchen. Begründung: Um die gesamte Kette auf Vordermann zubringen, seien große Investitionen notwendig – zu denen Najafi nach Einschätzung französischer Gewerkschaften seit der Übernahme nicht bereit war.
Mehrheitseigentümer Najafi hatte das französische Geschäft der Bertelsmann Direct Group Mitte 2011 übernommen, darunter Chapitre (stationärer Buchhandel und Online-Shop, Nummer zwei nach der Fnac), der Medienclub France Loisirs und der Buch-Logistikdienstleister Loglibris (49%-Beteiligung).
Nach monatelangen Verhandlungen wurde ein Verkauf von Teilen der Kette ans eigene Management im Februar 2013 abgeblasen. Begründung: Die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern seien „blockiert“, man habe alleine für Gutachten rund 390.000 Euro bezahlt, was die Modernisierung der Filialen beeinträchtigt habe.
Im April 2013 folgte ein weiteres Krisensignal: Die Schließung von 9 Filialen wurde angekündigt und ein Sozialplan für 271 der insgesamt 1200 Mitarbeiter aufgelegt. Der damalige Firmenchef Jörg Hagen – der schon zu Bertelsmann-Zeiten das Unternehmen führte – erklärte, eine rasche Sanierung sei vonnöten, um nicht das ganze Unternehmen zu gefährden.
Im Mai wurde Hagen an der Spitze des Unternehmens durch Rességuier abgelöst.
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