Die „Süddeutsche Zeitung“ schildert ausführlich die unübersichtliche Lage bei Weltbild und Lesensart. Noch sei nicht klar, welchen Kurs das wankende Branchenschwergewicht unter der Regie des Investors Walter Droege fahre: Gewerkschaft und Betriebsrat argwöhnen, das Unternehmen werde absichtlich kleingespart. Auf jeden Fall spare Weltbild sich derzeit den Beitrag für den Börsenverein und sorge für Irritation in der Branche, schreibt die „SZ“.
„Anscheinend kann es sich Weltbild auch nicht mehr leisten, seinen Jahresbeitrag an den Börsenverein zu überweisen“, schreibt das Blatt und zitiert Börsenvereins-Geschäftsführer Alexander Skipis: „Die Mitgliedschaft von Weltbild war 2014 beitragslos, 2015 ist in der Klärung. Sie brauchen bis Juli Zeit, um sich zu sortieren.“ Weiter schreibt die „SZ“: „Weltbild teilt dazu lapidar mit: ,Aktuell überprüfen wir alle Mitgliedschaften und werden dann entscheiden, welche sinnvoll sind.‘“ Aktuell liege der Jahresbeitrag des Konzerns wohl bei 35.000 Euro im Jahr, schätzt das Blatt.
Noch beunruhigender finden Arbeitnehmervertreter nach dem Bericht andere Krisenzeichen: Die Kürzung des Marketingetats, die Verringerung der Katalog-Auflage, oder den Verzicht auf eine Warenkreditversicherung. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz allerdings zitiert die „Süddeutsche“ mit der Einschätzung: „Die Talsohle ist vorbei, die Kennzahlen zeigen, dass die Restrukturierung betriebswirtschaftlich greift.“.
Dass diese Einschätzung zutrifft, hoffen nicht nur die Weltbild-Beschäftigten. Die dubiose Übernahme unrentabler Filialen durch den weithin unbekannten Rüdiger Wenk war „nicht das letzte Mal, dass der einstmals so erfolgreiche Händler von Billigbüchern und Sonderausgaben die Buchbranche irritierte“, schreibt die „Süddeutsche“. „Eine Verlagsleiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, formuliert es so: ,Wenn das so weitergeht, wird Weltbild untergehen. Und dabei vermutlich einige Verlage mit hinunterziehen.‘ Viele Verlage haben kräftig Umsatz gemacht, indem sie die Rechte für ihre aktuellen Bücher stark verbilligt an Weltbild abgaben, das diese als günstige Sonderausgaben weiterverkaufte – dieser lukrative Vertriebsweg könnte verschwinden.“
Update: Zu diesem Beitrag erreicht uns eine Stellungnahme der Weltbild-Geschäftsführung. Der Beitrag gibt ihrer Meinung nach „nur eine Sicht des Themas wider“ und „nährt Spekulationen und Unsicherheit vor allem bei den Mitarbeitern“. Deshalb erklärt die Weltbild-Geschäftsführung dazu:
Zur aktuellen geschäftlichen Lage:
Weltbild hat eine gute Eröffnungsbilanz (hohe Eigenkapitalquote, keine Bankschulden) und die Finanzierung ist gesichert. Die Geschäftsführung sieht Weltbild auf Kurs und ist mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Aktuell liegen Umsatz und Ergebnis leicht über Plan. „Wir haben es erreicht, die Verluste, die vor einem Jahr noch in dreistelliger Millionenhöhe in den Büchern standen, innerhalb eines Jahres zu minimieren.“, so die Geschäftsführung.
Insbesondere beim Thema Werbung und Marketing, wo Sie rückläufige Ausgaben anführen, möchten wir um einen korrigierenden Hinweis bitten:
„Weltbild wird seine Werbebudgets effizient im Sinne eines guten Weihnachtsgeschäftes einsetzen und hat die Budgets dafür erhöht. Wir planen nicht nur mehr Kataloge insbesondere für das wichtige Weihnachtsgeschäft, sondern investieren im Bereich Online und Social Media und werden zu Weihnachten auch auf das Thema Reichweitenwerbung – sei es TV oder Radio – setzen. Wie die Kampagne genau aussieht, werden wir natürlich vorher nicht verraten. Alle Aktivitäten müssen auf die Marke Weltbild einzahlen. Gerade Social Media wird in den kommenden Jahren eine stetig wachsende Bedeutung erlangen. Der Kunde von morgen informiert sich nicht mehr hauptsächlich über Print, und vielleicht noch einige Jahre über TV, aber sehr viel stärker über Bewegtbild im Internet. Hier sind wir bereits in der Testphase, was gut zu Weltbild passt – vom verstärkten Facebookauftritt bis zum Youtube-Ratgeber-Clip.“
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