Keiner hat die Verlagsaktivitäten so scharf attackiert wie Andrew Wylie – ausgerechnet jener Agent, der vor Jahren noch gemeinsame Sache mit Amazon machte, um im Konditionenpoker die Verlage auszustechen. Im Interview mit der „FAZ“ (vom 17. März 2014) versichert Wylie, dass deutsche Verleger nichts zu fürchten haben. „Wenn Amazon in Deutschland genauso vorgeht wie in den Vereinigten Staaten, werden sie fast alles nehmen, was nicht verlegt zu werden verdient – und das wird ihr Verlagsprogramm sein. Sie betreiben die belangloseste Verlagspolitik, die man sich vorstellen kann. Kein auch nur einigermaßen bekannter Autor wird sich darauf einlassen, von Amazon verlegt zu werden, denn Buchhandlungen werden diese Bücher nicht führen. Amazon interessiert sich nicht für Gedrucktes, nur für Digitales. Ein solches Verlagskonzept ist eine Sackgasse.“
Schon vor zwei Jahren hatte sich buchreport.de bei Verlagen angesichts der Verlagsaktivitäten von Amazon umgehört:
Vermarktungsexperte Klaus Fuereder erklärte, dass der Onliner die absolute Marktführerschaft und Dominanz weltweit anstrebe. Amazon habe denkbar gute Voraussetzungen. Die Verlage hätten dem nicht viel entgegenzusetzen.
Amazon werde nicht lange Freude am Verlagsgeschäft haben, meinte Matthias Ulmer, Geschäftsführer des Eugen Ulmer Verlags. Letztlich werde der Onliner seine verlegerischen Aktivitäten wieder auf Selfpublishing reduzieren. Und zusätzlich Bestseller unter eigenem Label vermarkten. Dafür sei Amazon wiederum auf die klassischen Verlage angewiesen.
Random House-Verleger Georg Reuchlein argumentierte ähnlich wie Skipis: Amazon sei eine zusätzliche Konkurrenz, aber keine Bedrohung für Verlage. „Denn auch wenn – oder gerade weil – sich der Buchmarkt derzeit mit großer Beschleunigung verändert, werden Verlage mit ihrer Erfahrung, Kompetenz und Innovationskraft darin weiterhin eine zentrale Funktion im Zusammenspiel mit Autoren, Medien und dem Handel haben – nämlich bei der Auswahl von Inhalten, der Entdeckung und Entwicklung von neuen Autoren und der Durchsetzung und dem Marketing von Titeln über alle Vertriebswege – elektronisch wie stationär.“
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