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Bernd Sommerfeld: Buchhandel auf der Twitter-Höhe?

In Social Media zu investieren, sollte sich für Unternehmen lohnen. Wie sieht die Realität in unserer Branche aus?

Besucherzahl auf Twitter.com im Oktober in Deutschland: 1,69 Millionen. Verweildauer im Durchschnitt: 19 Minuten nach Nielsen. Und Twitter fragt nicht mehr „What are you doing?“ sondern „What’s happening?“

Zahlreiche Verlage und Buchhandlungen, kleine und große, gehen mit der Zeit und nutzen Twitter. Weil die Leser auch in den Sozialen Netzwerken sind, kann der Buchhandel nicht abseits stehen. Wir müssen dorthin, wo auch die Kunden sind, lesen, was sie denken und schreiben. Soziale Netzwerke sind längst fester Bestandteil unserer Informationsbeschaffung. Abwarten, bis ein Kunde sich meldet, war gestern.

Natürlich müssen dafür personelle Ressourcen vorhanden sein, und Social Media Maßnahmen kosten viel Zeit. Mehr und mehr Buchhändler mit Sozial- und Networkingkompetenz sind bereit, sich auf das Publikum einzulassen. Wenn sich auch nicht alle bei Twitter für Bücher interessieren, der eine oder andere Leser findet sich vielleicht doch. Das Problem unserer Gesellschaft: Wenige hören zu – und fast jeder hat was zu sagen. Bietet da Twitter im werbeüberfrachteten Medienschlungel wirklich eine Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erzielen? Wir hoffen es! Und wie gehen wir vor?

Unsere Werbe-Strategien sind anscheinend sehr ähnlich, und die Twitter-Kontakte zwischen unseren Verlagen und den stationären Buchhändlern sind bisher ausgesprochen freundschaftlich. Neben Veranstaltungen und Lese-Empfehlungen gibt es kleine Gewinnspiele und zwanglose Dialoge mit den Nutzern. Wichtige Vorsätze dabei: In der Kommunikation hilft nur Authentizität, Offenheit und Ehrlichkeit. Nur nicht den Fehler machen, Twitter mit unerwünschter Werbung vollzutexten!  Zuhören lernen ist angesagt. Trotz erster Erfahrungen sind wir noch fleißig am Experimentieren…

Haben unsere vertriebsorientierten Bemühungen auch den gewünschten Erfolg? Vielleicht ist Zuhören und das Reagieren besser, als dem Markt einen Dialog aufdrängen zu wollen? Die Frage stellt sich um so mehr, als die Zuwachszahlen bei Twitter nach rasantem Aufstieg nunmehr bei ca. 60 Millionen Nutzern stagnieren. Das explosionsartige Wachstum von Twitter scheint ein Ende gefunden zu haben. Ist Twitter immer noch die Plattform unserer Wahl  – oder sind die Nutzer anderswo besser erreichbarer?

Wie entwickelt sich z.B. die „local based“ Plattform Foursquare, das jetzt auch in deutschen Städten verfügbar ist (hier mein Konto)?

Neidvoll müssen wir anerkennen, dass US-Verlage wie Penguin mit 20.000 Followern unsere Bemühungen weit in den Schatten stellen. Eine amerikanische Studie (Internetworld Business, 12.11.2009 – ermittelt von Agentur Razorfish in ihrem Digital Brand Experience Report FEED) sagt, die amerikanischen Konsumenten seien im Internet Werbebotschaften gegenüber aufgeschlossen. Wie sich eine Marke im Internet verhalte, wirke sich bei 97 Prozent der User auf den Konsum aus…

Bernd Sommerfeld, Ur-Blogger der Branche und Buchhändler bei Lehmanns in Berlin

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