Laut einer für mich erschreckenden Studie waren 70 Prozent der Erwachsenen in den USA seit fünf Jahren in keiner Buchhandlung mehr. Und laut einer Umfrage shoppt jeder zweite Deutsche lieber online als in Straßengeschäften und setzt dort auf eine angebliche „persönliche Produktempfehlung“.
Einige Buchhändler und Verleger gefallen sich noch immer darin, das Internet mit seinen durchaus sinnfreien Erscheinungen zu verteufeln. Ich gehöre sicher nicht zu diesen Skeptikern. Und von Zeit zu Zeit lese ich auch, was auf Twitter zum Thema #Buchhandel geschrieben wird, leider auch Beschwerden, wie „doof“ und unfähig der Buchhandel doch sei. Und wenn ich Twitter-Beiträge lese wie „Buch heute ganz „old fashioned“ in Buchhandlung gekauft“, bedauere ich, wir stationäre Buchhändler mit Laden gehören vielleicht doch zu einer aussterbenden Zunft ?
Unser Konsum wird ja stetig einfacher. Systemgastronomie ist schon seit Jahren auf dem Vormarsch, überschaubar, standardisiert und i.d.R. ohne Überraschungen. So weit sollte es mit dem Buchhandel nie kommen! Ein Besuch in einer Buchhandlung bei Tausenden von Titeln im Angebot, hundert möglichen Fragen dazu und tausenden Antworten, fordert oft mehr als der bei Starbucks oder Burger King. Einfache Standardfragen wie“ Tall?“ und „To go? “ reichen da nicht aus…
Wann waren Sie zum letzten mal in einer richtigen Buchhandlung ?
Wohl dem, der eine nette Buchhändlerin kennt, die weiß, was lesenswert ist und nicht nur auf Bestseller verweist.
Ich rede gerne mit Buchhändlerkollegen, doch ohne Internet hätte ich einige der genialsten Titel dieses Herbstes auch nicht entdeckt.
Bernd Sommerfeld, Ur-Blogger der Branche und Buchhändler bei Lehmanns in Berlin
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