Während der Börsenverein kurz vor der Buchmesse in Leipzig den Trommelwirbel für seine Branchenmarketing-Kampagne verstärkt, nimmt sich die vielleicht größte Lese-Kampagne des vergangenen Jahres still und leise eine Auszeit. Der von der Stiftung Lesen und dem Börsenverein im vergangenen Frühjahr lancierten „Aktion Lesefreunde“, bei der 1 Mio Sonderausgaben verschenkt wurden, fehlt in diesem Jahr das Geld.
Auf Anfrage von buchreport.de führt Joerg Pfuhl (Foto), Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lesen, aus, dass es nicht gelungen sei, für 2013 die Finanzierung zu sichern. 2012 sei die Aktion noch sehr großzügig von einigen Großsponsoren, den beteiligten Verlagen, Autoren und Dienstleistern unterstützt worden.
Pfuhl verweist auf die „deutlich höhere Reichweite“, die man mit den „Lesefreunden“ im Vergleich mit den Parallelaktionen in Großbritannien und den USA erreicht habe:
- Binnen vier Wochen seien über 40.000 Buchschenker aktiviert worden – beinahe so viele wie in GB und USA zusammen; damit sei das eigene Ziel um 24% übertroffen worden.
- Mehr als 1500 Buchhändler und 2400 Bibliotheken hätten an der Aktion teilgenommen.
- 99% der Buchschenker – die meisten von ihnen Vielleser – hätten erklärt, bei einer Wiederholung wieder dabei zu sein, 93% hätten die Titelauswahl gelobt.
- Binnen weniger Wochen habe man die aktivste Facebook-Site der Buchbranche auf die Beine gestellt (5.840 Facebook-Freunde, davon über 2000 aktiv mit eigenen Beiträgen).
- Insgesamt habe es 3500 Presseveröffentlichungen gegeben.
- Durchschnittlich hätten alle 81 Mio Einwohner Deutschlands mehr als zehn Mal von der Aktion gehört oder gelesen oder seien direkt an ihr beteiligt gewesen.
Resonanz der Aktion bei Buchhändlern umstritten
Pfuhl verweist dagegen auf eine Auswertung von Fragebögen direkt im Anschluss an den Welttag 2012:
- Demnach hätten rund zwei von drei Buchhändlern die Aktion als Erfolg gewertet, nur 10% als Misserfolg.
- Neun von zehn teilnehmenden Sortimentern würden erneut mitmachen.
- Bei den Bibliotheken seien diese Werte noch übertroffen worden.
Pfuhls Fazit: „Nun laufen wir wieder mit dem Hut herum, um die Initiative 2014 fortzusetzen – angesichts von über 40% der Deutschen, die nicht oder selten zu Büchern greifen, besteht nach wie vor ein großer Bedarf, aktive Leseförderung zu betreiben.“
Ehrlich gesagt ist es ziemlich arm, dass der Buchhandel es noch nicht einmal gebacken bekommt, solch eine Aktion auf die Beine zu stellen. Man würde unter Umständen, auch Leute ans Lesen bekommen, die sonst gar nicht lesen und das würde auch später dazu führen, dass die Leute Bücher kaufen. Natürlich sollte man auch daran denken, dass die Leute die Bücher erst einmal lesen, dh nicht sofort ein neues Buch kaufen. Ist die Begeisterung erst einmal geweckt, dann werden sie die Bücher kaufen kommen. Ich kann ein bisschen die Angst der Buchhandlungen verstehen, dass die Aktion ausgenutzt wird von Schulen und Lehrern. Es nicht Sinn der Sache, dass sich Lehrer und Schulbibliotheken bei solchen Aktionen kostenlos mit Zeug eindecken. Aber diesem Ansinnen kann man begegnen, indem man die Abgabe der Kostenlosen Bücher auf „Haushalts übliche Mengen“ nämlich ein 1-2 Bücher pro Person, bzw. pro Titel ein Buch beschränkt. So kann eine einzelne Person nicht die Bücher in Klassenstärke ordern. Oder wenn von einer Person mehr als 5 Bücher aus dem „kostenlossen Sortiment“ geordert werden, dann muss diese Person min. 1 reguläres Buch aus dem Sortiment der Handlung kaufen. Das kann man alles regeln.