Als sich die Berliner E-Book-Verlegerin Christiane Frohmann kürzlich an der
Freien Universität Berlin auf einem Podium vor Germanistik-Erstsemestern präsentierte, war die glühendste Verfechterin des digitalen Mediums überraschenderweise auch die Älteste im Saal. Die Schriftstellerin Ruth Klüger bekannte sich als „begeisterte Konvertitin zum elektronischen Lesen“ – was bei Klügers 300 studentischen Zuhörern größtenteils für Schulterzucken sorgte.
Dass die digitale Lektüre an den Hochschulen einen schweren Stand hat, mussten zuletzt die Start-up-Unternehmen von PaperC erfahren, die ihr unorthodoxes Geschäftsmodell (Online-Lektüre kostenlos, Download kostenpflichtig) beim akademischen Publikum nicht ausreichend etablieren konnten und jetzt ihr Heil in einem Flatratemodell suchen (buchreport berichtete).
Selbst in den USA, wo die E-Marktanteile auch im Publikumsbereich bereits an der zweistelligen Prozentmarke kratzen, bleibt das E-Book ein Exot:
- Laut einer Studie der National Association of College Stores lag der Anteil der E-Books am gesamten Lehrbuchmarkt 2010 bei nur 3%.
- Der E-Book-Anbieter Ebrary fand in einer Befragung von 6500 Studenten heraus, dass sich der Grad der Nutzung von E-Books seit 2008 kaum verändert hat.
Eine Vermutung der Forscher: Verlage können die Studenten mit herkömmlichen PDF-Derivaten der Printtitel nicht ködern; diese seien es gewohnt, mit Kommentaren und Anstreichungen im Buch zu arbeiten, würden also durch die klassischen E-Reader ausgebremst. Vor diesem Hintergrund gelten Tablets und die passenden angereicherten E-Books an den Hochschulen als Hoffnungs-träger des 8 Mrd Dollar schweren US-Bildungsmarktes.
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