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Bewundernswert kühl und modern

Der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2012 ist Ursula Krechel (Foto). Sie erhält die Auszeichnung für ihren Roman „Landgericht“ (Jung und Jung). In der Begründung der Jury heißt es: „Die Sprache des Romans oszilliert zwischen Erzählung, Dokumentation, Essay und Analyse. Bald poetisch, bald lakonisch, zeichnet Krechel präzise ihr Bild der frühen Bundesrepublik – von der Architektur über die Lebensformen bis hinein in die Widersprüche der Familienpsychologie. Landgericht ist ein bewegender, politisch akuter, in seiner Anmutung bewundernswert kühler und moderner Roman.“

„Literatur braucht Mut und das in vielerlei Hinsicht“, erklärte Börsenvereins-Vorsteher und Vorsitzender der Akademie Deutscher Buchpreis Gottfried Honnefelder bei der Begrüßung der rund 300 Gäste im Kaisersaal des Römers. „Den größten Mut aber haben ohne Frage die Autoren selbst, die ihre Romane der literarischen Preisdebatte gestellt haben. Dafür und für ihre wirkmächtigen Werke möchte ich den für den Deutschen Buchpreis nominierten Autoren und der Autorin danken. Die in den letzten Jahren entstandene deutsche Literatur hat die Probe bestanden, der sie sich mit der Einrichtung des Deutschen Buchpreises gestellt hat. Sie hält jeder literarischen Debatte stand, wirkt weit über die deutschen Sprachräume hinaus und hat eine ganz eigene, nicht mehr wegzudenkende Vernehmbarkeit gewonnen.“

Suhrkamp war Top-Favorit

Ins Finale war Suhrkamp als Favorit gegangen – die Hälfte der für die Shortlist nominierten Titel stammt von Suhrkamp. 

Das waren die nominierten Romane:

  • Ernst Augustin: Robinsons blaues Haus (C.H.Beck, Januar 2012)
  • Wolfgang Herrndorf: Sand (Rowohlt.Berlin, November 2011)
  • Ursula Krechel: Landgericht (Jung und Jung, August 2012)
  • Clemens J. Setz: Indigo (Suhrkamp, September 2012)
  • Stephan Thome: Fliehkräfte (Suhrkamp, September 2012)
  • Ulf Erdmann Ziegler: Nichts Weißes (Suhrkamp, August 2012) 

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2012 gehörten in diesem Jahr an:

  • Silke Grundmann-Schleicher, Buchhandlung Schleichers, Berlin
  • Andreas Isenschmid, „NZZ am Sonntag“
  • Oliver Jungen, freier Kritiker
  • Dirk Knipphals, „Tageszeitung“
  • Stephan Lohr, NDR Kultur
  • Jutta Person, freie Kritikerin
  • Christiane Schmidt, freie Lektorin

Wie sich die bisherigen Sieger geschlagen haben

Der Gewinn des Deutschen Buchpreises ist, wie eine Umfrage von buchreport unter den Sieger-Verlagen (Stand: August 2012), die Garantie für einen nationalen Bestseller und internationalen Lizenz-Magneten. Gleichwohl variiert der Grad des Erfolgs stark. 

Der erfolgreichste Titel unter den Siegern ist „Die Mittagsfrau“ von Julia Franck (S. Fischer), von der laut Verlag 1 Mio Exemplare verkauft wurden. Auch bei der Zahl der Ausland-Lizenzen liegen die Frankfurter vorne.

Suhrkamp hat auf der Liste der bisherigen Preisträger mit 2 Sieger-Titeln die Nase vorn. Hanser hatte dagegen seit 2005 die meisten Titel auf den Shortlists (6 Titel): 7 Bücher. Gewinnen konnten die Münchner den Preis aber erst ein Mal, im Auftakt-Jahr 2005. Ebenfalls stark auf den Shortlists vertreten war neben Suhrkamp (5 Titel) Kiepenheuer & Witsch (5 Titel); die Kölner siegten 2009 mit Kathrin Schmidt. 

2005 

Sieger: „Es geht uns gut“ von Arno Geiger (Hanser)
Auflage: 200.000

Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 3 am 21.11.2005 (Hardcover/ Belletristik) 

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 17 

2006 
Sieger: „Die Habenichtse“ von Katharina Hacker (Suhrkamp)
Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 1 am 23.10.2006 (Hardcover/ Belletristik) 

Auflage: 250.000

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 17

2007 
Sieger: „Die Mittagsfrau“ von Julia Franck (S. Fischer)
Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 1 am 29.10.2007 (Hardcover/ Belletristik)  

Auflage: 1.000.000

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 35

2008 
Sieger: „Der Turm“ von Uwe Tellkamp (Suhrkamp)
Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 1 am 27.10.2008 (Hardcover/ Belletristik)  

Auflage: 750.000

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 15 

2009
Sieger: „Du stirbst nicht“ von Kathrin Schmidt (Kiepenheuer & Witsch)
Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 4 am 2.11.2009 (Hardcover/ Belletristik)  

Auflage: 210.000

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 10

2010
Sieger: „Tauben fliegen auf“ von Melinda Nadj Abonji (Jung und Jung)
Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 9 am 1.11.2010 (Hardcover/ Belletristik)  

Auflage: 100.000

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 17

2011 
Sieger: „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Eugen Ruge (Rowohlt)

Auflage: 360.000

Beste Platzierung auf der SPIEGEL-Bestsellerliste: Rang 1 am 24.10.2011 (Hardcover/ Belletristik) 

Verkaufte Auslands-Lizenzen: 14

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