Was ist es wohl, das junge Menschen auch heute noch dazu bewegt, eine Karriere in der Buchbranche anzustreben? Und damit all den Unkenrufen zu trotzen, von „Karriere“ könne da ja sowieso kaum noch die Rede sein, wo doch der klassische Buchhandel gnadenlos seinem Untergang entgegen steuert?
Hat nicht das Buch als Medium so langsam ausgedient? Ist unser Zeitalter für etwas dauerhaftes, endgültiges wie ein Buch – ja, mit Seiten aus Papier und ohne On-und Off-Button – nicht inzwischen viel zu schnelllebig, die Branche an sich viel zu verstaubt?
Dazu lässt sich ganz klar nur eines sagen: mit Sicherheit NICHT. Denn es ist nicht nur das Medium Buch an sich, das unsere Branche ausmacht.
Wenn ich auch nicht zu den Menschen gehöre, die dem Buch sein baldiges Ende voraussagen (vielleicht bin ich zu romantisch mit meiner Weltvorstellung von Lesern, die die Haptik eines guten Buches noch zu würdigen wissen und auch nicht darauf verzichten wollen), so ist mir die Entwicklung hin zu neuen Medien und dem Internet als Dreh-und Angelpunkt der Medienrezeption völlig bewusst.
Davor die Augen zu verschließen wäre sogar ein großer Fehler. Ich sehe es vielmehr als Chance, gerade für uns, den Nachwuchs, die „Zukunftshoffnung“ der Branche. Denn WIR werden diejenigen sein, von denen der Erfolg von morgen abhängt. Wir können so viel bewegen, so viel mitgestalten, selbst der Buchbranche ein neues Gesicht geben und maßgeblich bestimmen, wohin das Schiff segelt. Wir selbst sind verantwortlich dafür, ob wir auf einer Titanic fahren oder der Queen Mary 2.
Der Verein „Junge Verlagsmenschen e.V.“, der sich dieses Jahr zu seinem dritten Jahrestreffen in München versammelt, ist wohl das beste Beispiel dafür, wie sich junge Medienleute voller Engagement mit diesem Thema auseinandersetzen. Regelmäßige Treffen der Städtegruppen dienen zum internen Austausch, Kontakte werden geknüpft, Tipps weitergegeben, Projekte entwickelt. In Kooperation mit Zusammenschlüssen wie den „Bücherfrauen“ finden überregional Workshops zu aktuellen Branchenthemen und Seminare zum Berufseinstieg statt. Im Vordergrund stehen immer die Freude am Beruf, die Begeisterung für unser Wirtschaftssegment und jede Menge kreative Ideen, die die Branche voran bringen können.
Auch die Internetplattform „Verlage der Zukunft“ möchte zur Vernetzung der verschiedenen Organisationen beitragen und als Informationsquelle sowie als Kontaktschnittstelle zwischen dem Nachwuchs und der etablierten Branche wirken. Hier gestalten Studenten eigenständig Blogs und Top-Listen zu verschiedenen Themen und stellen Interessierten Informationen zu verschiedenen Nachwuchsprogrammen zur Verfügung. Das Ziel: Anhand einer Fallstudie praktisch zu erfahren, in welche Richtung sich die Verlagsarbeit zukünftig entwickeln kann, und diese Erfahrung später im Berufsleben erfolgreich für reale Verlage zu nutzen.
Für diejenigen, die noch Orientierung für die Zeit nach ihrer Ausbildung oder dem Studium suchen, wird jährlich die vom Börsenverein organisierte Schifffahrt auf der Donau und dem Rhein angeboten. Zuletzt am 22. Mai 2011 in Regensburg hatten Azubis und Studenten hier die Gelegenheit, in Vorträgen und im direkten Gespräch Einblicke in den Berufsalltag zu erhaschen, mit Vertretern verschiedener Abteilungen aus renommierten Verlagen sowie Studenten persönlich zu sprechen und erste Kontakte zu knüpfen.
Was also zieht uns Junge auch heute noch in die Buchbranche?
Es ist immer noch die Liebe zum Buch. Natürlich. Aber es ist auch viel mehr.
Es ist der Reiz des Neuen, die Möglichkeit, am Puls der Zeit unsere Medienlandschaft völlig neu zu erfinden. Es ist eine große Portion Neugier auf das, was noch nicht ist. Es sind Ideen, die realisiert werden wollen.
Uns erwartet eine spannende Zukunft. Segeln wir los!
Bianca Wagner studiert Buchhandel/Verlagswirtschaft an der HTWK Leipzig.
Vielen Dank, Frau Kivelip!
Auch Ihnen noch einen tollen Sonnentag und baldigen Feierabend!
Liebe Frau Splichal,
das war keine Absicht. Ich habe es korrigiert.
Gruß
Lucy Kivelip
Liebe Frau Wagner,
vielen Dank für die lobende Erwähnung von Verlage der Zukunft!
Sie sprechen mir auch sonst mit Ihren Beobachtungen sehr aus dem Herzen und jepp: segeln wir los!
Ein kleiner Wunsch: der Link hinter „Verlagederzukunft“ führt auf die Startseite vom Buchreport – das war bestimmt keine Absicht, oder 🙂
Alles Gute, Katja Splichal